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Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich für Steuersenkungen nach der Bundestagswahl ausgesprochen und damit die Debatte um das Unionswahlkampfprogramm angeheizt. Während die CDU am Freitag einen Bericht zurückwies, sie wolle mit dem Versprechen von Steuersenkungen in den Bundestagswahlkampf 2017 ziehen, zeigte sich Schäuble offen für eine solche Idee. Die Debatte über eine Entlastung erhielt auch durch die stark gestiegenen Steuereinnahmen Auftrieb. Im April nahmen Bund, Länder und Kommunen 5,7 Prozent mehr Steuern ein als im Vorjahreszeitraum. Auch der Wirtschaftsflügel der Union dringt deshalb auf steuerliche Entlastung.

„Wir können natürlich in den nächsten Jahren den Spielraum auch nutzen, um etwa die zu hohe Besteuerung bei mittleren Einkommen zusammen mit den Sozialversicherungsabgaben zu senken“, sagte Schäuble am Rande des Finanzministertreffens der sieben führenden Industriestaaten im japanischen Sendai. Der CDU-Politiker verwies darauf, dass Deutschland in allen internationalen Vergleichen relativ hohe Steuersätze bescheinigt würden. „Das kann man korrigieren. Da haben wir den Spielraum für die nächsten Jahre“, sagte er. „Das sollten wir auch tun, um die gute Lage, die wir jetzt am Arbeitsmarkt haben, auch dauerhaft zu sichern.“

Zuvor war in der CDU ein Bericht der „Bild“-Zeitung zurückgewiesen worden, die Partei plane, mit dem Ziel einer Steuersenkung nach 2018 in den Wahlkampf zu ziehen. „Es gibt keine Arbeiten am Wahlprogramm“, hieß es in der CDU. Es sei viel zu früh für Festlegungen. Auch einer Meldung wurde widersprochen, wonach sich CDU und CSU auf ihrer Klausurtagung am 24. und 25. Juni auf ein Wahlprogramm einigen könnten. „Die Klausur von CDU und CSU ist ein Diskussionstreffen und kein Beschlusstreffen“, hieß es.

Der Chef der Mittelstandsvereinigung der Union, Carsten Linnemann, stellte sich hinter Schäubles Position. „Eine Steuerentlastung muss eines der zentralen Themen sein“, sagte er. So solle der Spitzensteuersatz künftig erst später greifen, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete und verwies darauf, dass derzeit Einkommen ab 53.600 Euro jährlich betroffen seien. Auch müsse die kalte Progression alle zwei Jahre überprüft werden. Damit ist eine Art schleichende Steuererhöhung gemeint, die eintritt, wenn Arbeitnehmer bei Lohnerhöhungen automatisch in einen höheren Steuersatz rutschen und mehr Steuern zahlen, obwohl die Lohnerhöhung von der allgemeinen Inflation aufgezehrt wird.