Kiew/Berlin.

Verhaftet, entführt und gefoltert: Schilderungen von Aktivisten, Demonstranten oder einfach zufällig festgesetzten Menschen in der Ostukraine sammeln Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International schon seit zwei Jahren. Das Schreckensregime, das bewaffnete Separatisten errichtet haben, ist aber noch viel ausgedehnter als bisher bekannt. Wie der Deutschlandfunk unter Berufung auf Menschenrechtsorganisationen berichtet, sind mehr als 4000 Fälle dokumentiert, die Dunkelziffer dürfte noch höher sein. Zu den Opfern gehören demnach sowohl Zivilisten als auch Angehörige von militärischen Verbänden.

„Wir können nachweisen, dass im vergangenen Sommer 4000 Menschen in Geiselhaft gewesen sind“, erklärte Oleksandra Matwitschuk vom Zentrum für Bürgerliche Freiheit. Die weit überwiegende Zahl der Verschleppungen und Misshandlungen findet den Recherchen zufolge auf Seiten der prorussischen Separatisten statt. An den Festnahmen und Misshandlungen seien auch russische Staatsangehörige beteiligt, 58 seien namentlich bekannt.

Verschleppungen und Folter wurden auch auf ukrainischer Seite verzeichnet, in diesen Fällen ermittelt laut Sender die Staatsanwaltschaft. Allerdings gebe es auch auf staatlicher ukrainischer Seite keine systematische Erfassung der Verbrechen. Ein Verbund von 17 ukrainischen Menschenrechtsorganisationen hat Opfer- und Zeugenbefragungen registriert und wird diese Dokumente an das Internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag weiterleiten.

Mindestens 79 Foltergefängnisse haben die Menschenrechtsorganisationen in Lugansk und Donezk ausgemacht. So sei das Maschinenbau-Institut der Universität von Lugansk in ein illegales Gefängnis umgewandelt worden.