Wien.

Der österreichische Bundeskanzler Christian Kern will mit neuem Stil und einem Wirtschaftsprogramm die Alpenrepublik aus der Krise führen. „Die größte Wachstumsbremse ist die schlechte Laune“, sagte Kern nach der Nominierung als Kanzler durch die SPÖ. Die Abstiegsängste hätten mittlerweile auch die Mittelschicht erreicht. Es gehe darum, sowohl einen kurz- wie langfristigen Plan zu entwickeln, der Österreich wieder attraktiv mache. Die Kooperation mit dem Koalitionspartner ÖVP solle künftig von Vertrauen geprägt sein. „Wir werden unsere Hand ausstrecken, zum Koalitionspartner, aber auch anderen Parteien, um die Zukunft des Landes zu gestalten.“ Am späten Nachmittag wurde Kern als 13. Bundeskanzler der Alpenrepublik seit 1945 vereidigt.

In der Flüchtlingsfrage will Kern die Werte Menschlichkeit, Sicherheit und Ordnung miteinander verbinden. „Wir werden mit größtem Augenmaß überlegen, welche Maßnahmen wir brauchen“, sagte Kern. Das Verhältnis der SPÖ zur rechten FPÖ macht der 50-Jährige von Kriterien abhängig. „Wir arbeiten nicht mit Parteien zusammen, die gegen Menschen und Minderheiten hetzen.“

Kern gilt als kompetent, präzise und professionell. „Das Schlimmste ist diese österreichische Haltung, mach' ma ein bissel was“, sagt der Manager. Er war allseits geachteter Chef der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit 40.000 Mitarbeitern. Jetzt regiert Kern ein 8,5-Millionen-Volk, das sich Entschlusskraft und Format wünscht.

Kern ist Medienprofi und messerscharfer Rhetoriker. Der Vater von vier Kindern ist nach 20 Jahren in staatsnahen Betrieben bestens vernetzt, zugleich aber nicht im verfilzten Parteiapparat gefangen. Verbindlich im Ton soll er seinen Mitarbeitern gegenüber sehr fordernd sein, heißt es. Der neue Kanzler umgibt sich gerne mit langjährigen Weggefährten ­­– und schätzt Kompetenz. Die in Österreich besonders mächtigen Gewerkschaften weiß er zumindest zu Beginn seiner Amtszeit hinter sich. Deren Gunst hat er sich als auch sozial kompetenter Manager erworben. Kern gilt als einziger Genosse, der sich mit der Zukunftshoffnung des konservativen Koalitionspartners ÖVP um Außenminister Sebastian Kurz (29) messen kann.