Wien.

„Wir versprechen, dass wir uns gut benehmen werden.“ Die Auftaktworte des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer erwiesen sich schnell als Schall und Rauch. Im Rennen um das höchste Amt in Österreich lieferten sich der Rechtspopulist Hofer (45) und Alexander Van der Bellen (72) von den Grünen in einem TV-Duell am Sonntag eine fast demaskierende Schlammschlacht. Worte wie „Schweinerei“ und „Lügner“ fielen. Die „Kronen Zeitung“ sprach von einer „unwürdigen Farce“ – eine Woche vor der Stichwahl um das Amt des Bundespräsidenten am
22. Mai.

Was war geschehen? Zu einem „Zweikampf“ ganz ohne Moderator und ohne Themenvorgabe hatte ein Privatsender geladen. Die Wahlkampfstrategen hatten ihre Lehrbücher durchforstet und ihre Auftraggeber dafür trainiert, historische Kontroversen aus US-Clips nachzuspielen. „In 30 Jahren hat es so etwas nicht gegeben“, sagte der Moderator im Ton eines Zirkusdirektors kurz vor dem entscheidenden Gong, der seinen Rückzug einleitete und die Gladiatoren aufeinander losließ. Dann kam alles, wie es kommen musste. Knapp 20 Minuten hielt die Diskutantenpose. Danach spulten beide Anwärter nur noch vorbereitete Sätze ab. Der Grüne sei „der Kandidat der Schickeria“ und höre auf „Herrn Juncker und andere aus dem Ausland“, attackierte der dauerlächelnde Rechtspopulist Norbert Hofer, selbst Trainer im „Neurolinguistischen Programmieren“, einer manipulativen Gesprächstechnik.

Der Grüne wiederum las seinem Gegenüber aggressive Interneteinträge von Parteifreunden vor: Wer Van der Bellen wähle, sei „gehirnamputiert“, hatte ein Funktionär der FPÖ gepostet, und im Übrigen solle man „alle Willkommensklatscher ausweisen“, alle also, die Flüchtlingen helfen. Ob Hofer sich damit identifiziere, fragte Van der Bellen in gespielter Empörung, und ob er wohl eine Million Österreicher ausweisen wolle. Hofer konterte mit beschmierten FPÖ-Plakaten.

Tiefpunkt der Debatte war ein Streit darüber, wer von beiden wie viel von seiner schon verbraucht hatte. Höhepunkt wurde ein sogenannter Scheibenwischer, mit dem man dem anderen bedeutet, dass er sie nicht alle hat. Entfahren war die Geste Van der Bellen, nachdem sein Gegenüber gemeint hatte, die Grünen seien „nicht regierungsfähig“. „Das war Kindergartenniveau“, befindet unmittelbar danach ein österreichischer Politikberater.