Berlin .

Das EU-Türkei-Abkommen zur Begrenzung des Flüchtlingszuzugs ist aus Sicht der meisten Deutschen zum Scheitern verurteilt. 59 Prozent glauben, dass die aktuellen Spannungen mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan den umstrittenen Deal kippen werden. Dies ergab das neue ZDF-Politbarometer. Nur 34 Prozent glauben, dass der Vertrag Bestand haben wird. Der Rest zu 100 Prozent antwortete mit „weiß nicht“.

Insgesamt stehen zwei von drei befragten Deutschen (68 Prozent) dem Abkommen skeptisch gegenüber. Nach dem vereinbarten Tauschhandel schickt die EU Flüchtlinge und andere Migranten, die seit dem 20. März illegal in Griechenland eingereist sind, zurück in die Türkei. Für jeden zurückgeschickten syrischen Flüchtling darf ein anderer Syrer aus der Türkei legal in die EU einreisen. Bis zu 72.000 Menschen könnten so Aufnahme in Europa finden.

Eine Visafreiheit für türkische Bürger, die auch Teil des Abkommens ist, lehnen laut der Befragung 61 Prozent ab. Rund ein Drittel (34 Prozent) fände es hingegen gut, wenn Türken für Reisen in die EU kein Visum mehr benötigten.

Vor diesem Hintergrund reist Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am 22. Mai zu einem UN-Nothilfegipfel nach Istanbul. Merkel werde einen Tag später bei dem ersten Gipfel der Vereinten Nationen zu humanitären Fragen eine Rede halten, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin mit. Am Rande des Treffens seien auch bilaterale Gespräche geplant. Ob Merkel auch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan treffe, stehe noch nicht fest.

Bei dem Gipfel werde es darum gehen, wie die Weltgemeinschaft besser auf die in den vergangenen Jahren stark gestiegene Zahl humanitärer Krisen reagieren könne, sagte Seibert. Ziel sei außerdem, die kurzfristige Soforthilfe und die mittel- und langfristige Hilfe besser zu koordinieren. Weitere Schwerpunkte seien der Schutz der Zivilbevölkerung sowie die Stärkung des humanitären Völkerrechts. Bundeskanzlerin Merkel wird von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) begleitet.