Kronberg. Der frühere CDU-Schatzmeister wäre fast Hamburgs Bürgermeister geworden – Wichtige Figur in der Spendenaffäre um Helmut Kohl

    Acht Anläufe an zwei verschiedenen Orten bedurfte es, das berühmteste Foto von Walther Leisler Kiep zu machen. Für den Hamburger Bürgerschaftswahlkampf 1982 flankte der damalige CDU-Spitzenkandidat mit Schlips und Aktenkoffer über eine Barriere. Leicht und locker sieht er auf dem Bild aus. Und fast hätte er es geschafft – am Ende fehlten nur wenige Stimmen und Walther Leisler Kiep wäre Erster Bürgermeister seiner Geburtsstadt geworden. Am gestrigen Montag ist der 90-Jährige in Kronberg im Taunus gestorben.

    Kiep war am 5. Januar 1926 in der Hansestadt geboren worden. Sein Vater war Korvettenkapitän a. D. und Vorstandsmitglied der Hamburg-Amerika-Linie. Seinen zweiten Vornamen „Leisler“ verdankte er Jakob Leisler. Der war als Vorkämpfer der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung 1691 in New York von den Engländern hingerichtet worden, und es wurde zur Familientradition, den Namen Leisler zu tragen.

    Zwischen 1935 und 1939 lebte Kiep in Istanbul, weil sein Vater mit dem Neuaufbau der türkischen Handelsflotte beauftragt worden war. In jener Zeit lernte Kiep die türkische Sprache. Sein Abitur legte er 1943 in Frankfurt/Main ab. Vor einem Einsatz im Zweiten Weltkrieg bewahrte ihn ein Unfall, von dem er sich erst nach Kriegsende erholte.

    Kiep trat 1961 der CDU bei, bezeichnete später in seiner Autobiographie allerdings die FDP als seine ursprüngliche politische Heimat. Im September 1965 zog er als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein und gehörte dem Parlament bis 1975 an. Von 1976 bis 1980 arbeitete Kiep als Wirtschafts- und Finanzminister in Niedersachsen. 1980, er war in den Bundestag zurückgekehrt, gehörte er dem Schattenkabinett der Union an und sollte Außenminister werden.

    Bei der Hamburger Bürgerschaftswahl im Juni 1982 verfehlt er als CDU-Spitzenkandidat denkbar knapp den Einzug ins Rathaus der Hansestadt. Die Union erreichte zwar mit 43,2 Prozent ihr bis dahin bestes Ergebnis in Hamburg und wurde stärkste politische Kraft. Die FDP scheiterte jedoch mit 4,9 Prozent der Fünfprozenthürde. Die CDU fand in der Bürgerschaft keinen Koalitionspartner, wodurch Klaus von Dohnanyi (SPD) im Bürgermeisteramt verblieb. Die Neuwahlen im Dezember 1982 gingen für die Union verloren – die SPD gewann mit 51,3 Prozent die absolute Mehrheit.

    Zwischen 1971 und 1992 war Walther Leisler Kiep Schatzmeister der Bundes-CDU. In mehreren Parteispendenaffären spielte er eine Rolle. So soll er spendenbereite Unternehmer zur Steuerhinterziehung angestiftet haben. 1990 wurde Kiep zwar wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung in mehreren Fällen verurteilt. 1992 wurde dieses Urteil allerdings vom Bundesgerichtshof aufgehoben.

    Im Zuge der CDU-Spendenaffäre um Altbundeskanzler Helmut Kohl wurde Kiep von der Staatsanwaltschaft verdächtigt, von dem Waffenhändler Karl-Heinz Schreiber eine Million Mark als Spende erhalten und diese nicht ordnungsgemäß im Rechenschaftsbericht der Partei aufgeführt zu haben. 2004 wurde Kiep wegen Falschaussage in der Spendenaffäre rechtskräftig verurteilt.

    Zuletzt widmete der Politiker sich dem von ihn gegründeten Verein „Global Bridges“. Dabei ging es ihm um bessere Beziehungen zu den USA, China und Israel. „Brücken zu bauen, ist meine Leidenschaft, und an diesem Lebenswerk weiter zu arbeiten, hält mich jung“, sagte er.