Istanbul.

    Im Prozess gegen regierungskritische Journalisten in der Türkei ist der Chefredakteur der Zeitung „Cumhuriyet“, Can Dündar, zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Hauptstadtbüroleiter Erdem Gül erhielt eine fünfjährige Gefängnisstrafe. Das Gericht befand Dündar und Gül der Veröffentlichung geheimer Dokumente für schuldig.

    Kurz vor der Urteilsverkündung war Dündar vor dem Gerichtsgebäude von einem Attentäter angegriffen worden. Der Schütze feuerte dreimal auf ihn, doch der Journalist blieb bei der Attacke unverletzt. Dafür soll jedoch ein Reporter getroffen worden sein, der von dem Verfahren berichtete.

    Dündar hatte während des Prozesses gesagt, in diesem Verfahren stehe nicht er persönlich, sondern der Journalismus vor Gericht. Der Chefredakteur und der Hauptstadtkorrespondent Gül hatten über angebliche Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an Aufständische in Syrien Anfang 2014 berichtet. Die Anzeige hatte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan erstattet, der zugleich Nebenkläger war.