Berlin .

Mitarbeiter des ZDF haben sich auf die Seite des Komikers Jan Böhmermann geschlagen. Der Redakteursausschuss des Senders aus Mainz plädiert dafür, das umstrittene Schmähgedicht Böhmermanns auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wieder in die Mediathek des ZDF zu stellen. In einem Schreiben wird Böhmermann sogar gelobt: „Eine ZDF-Sendung bewegt Regierungschefs und ersetzt ein juristisches Proseminar. Programmauftrag erfüllt.“

Personen der Zeitgeschichte müssten sich böse Satire gefallen lassen. Der Sender habe zweifelsohne einen großartigen Erfolg errungen. Der Beitrag sei ein „Dokument der Zeitgeschichte“, heißt es zudem. „Wir würden es begrüßen, wenn die Schmähkritik vom Giftschrank wieder in die Mediathek gestellt wird.“ Der ZDF-Führung wird in dem Schreiben „vorauseilender Gehorsam“ nachgesagt.

Doch die ZDF-Führung winkt ab. In einer Stellungnahme heißt es: „Es ist das gute Recht des Redakteursausschusses, diese Meinung zu vertreten. Das ZDF bleibt aber bei seiner Entscheidung, das umstrittene Schmähgedicht nicht mehr zu verbreiten, weil die Passage nicht den Qualitätsansprüchen und Regularien des ZDF entspricht.“ Böhmermann hatte in seinem Schmähgedicht eine Vielzahl vulgärer Begriffe benutzt. Kritiker werfen ihm unter anderem Rassismus vor.

Ein Gerichtsverfahren wird deshalb immer wahrscheinlicher. Auch weil Böhmermann keine Unterlassungserklärung abgeben will. Sein Rechtsanwalt Christian Schertz sagt, er habe den Anwälten Erdogans eine Absage erteilt. „Es ist hierbei offensichtlich übersehen worden, dass das Gedicht nicht solitär verbreitet wurde, sondern in einer Gesamtdarstellung über das, was in Deutschland erlaubt ist und was nicht“, erklärte Schertz in dem Schreiben. Der türkische Präsident könnte nun Unterlassungsklage bei einem Landgericht in Deutschland einreichen.

Die Regierung hat im Fall Böhmermann noch nicht über den förmlichen Wunsch der Türkei nach Strafverfolgung des TV-Moderators entschieden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Donnerstag, dass die Beratungen darüber andauern würden. „Und wir informieren darüber, wenn sie beendet sind.“