Köln/Berlin. SPD will „antiquierte“ Vorschrift im Strafgesetzbuch kippen. Satiriker sagt Sendung ab

Nach seiner Schmähkritik am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan steht TV-Moderator Jan Böhmermann (35) unter Polizeischutz. Das bestätigte die Kölner Polizei dieser Zeitung. Demnach wird Böhmermann rund um die Uhr bewacht. „Ein Streifenwagen steht permanent vor seiner Tür“, sagte ein Polizeisprecher. Der Moderator der ZDF-Show „Neo Magazin Royale“ wird offenbar auch geschützt, wenn er seine Kölner Wohnung verlässt. „Wir nehmen das sehr ernst“, sagt die Polizei. Man stehe im ständigen Austausch mit „Sicherheitsbehörden in Bund und Land“. Regelmäßig werde die Lage neu beurteilt: „Wir bewerten das in Echtzeit.“ Aktuelle Gefährdungsabschätzungen beträfen nicht nur Böhmermann, sondern auch dessen Familie.

Die SPD will das umstrittene Verbot von Beleidigungen ausländischer Staatsoberhäupter abschaffen. Fraktionschef Thomas Oppermann sagte, man könne die Regelung in Paragraf 103 des Strafgesetzbuchs ersatzlos streichen, auf die sich der türkische Präsident berufe. „Das ist eine antiquierte Vorschrift“, sagte Oppermann.

Böhmermann hatte in seinem „Schmähgedicht“ über Erdogan bewusst beleidigende Formulierungen benutzt und vorangestellt, er wolle zeigen, was in Deutschland verboten sei. Private Strafanzeigen liegen in dreistelliger Anzahl gegen Böhmermann vor. Seine für Donnerstag geplante nächste TV-Sendung wurde abgesagt.