Berlin.

Im Jahr 2015 sind in Deutschland nach Angaben der Bundesregierung 5835 minderjährige Flüchtlinge verschwunden. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnen­ministeriums auf eine Parlaments­anfrage hervor, die dieser Zeitung vorliegt. Von 8006 als vermisst gemeldeten minderjährigen Flüchtlingen tauchten bisher nur 2171 wieder auf. Unter den verschwundenen 5835 minderjährigen Flüchtlingen sind 555 Kinder. Als Kind gilt in Deutschland, wer jünger als 14 Jahre alt ist.

In diesem Zusammenhang kritisiert die Grünen-Politikerin Luise Amtsberg die Bundesregierung. „Dass 5835 unbegleitete Jugendliche und Kinder, die im vergangenen Jahr verschwunden sind, die Bundesregierung nicht in Alarmbereitschaft versetzen, ist traurig“, sagte Amtsberg dieser Zeitung. Die Regierung solle jetzt aktiv werden. Der Sprecherin für Flüchtlingspolitik bereite es zudem Sorgen, dass die Bundesregierung „die Gefahren durch Zwangsprostitution und Ausbeutung nicht ernsthaft in Betracht zieht“.

Ende März hatten mehrere Europaabgeordnete in einem Brief darauf hingewiesen, dass verschollene minderjährige Flüchtlinge womöglich Opfer von paneuropäischen Banden würden, die die Kinder und Jugendlichen für Sexarbeit, Sklaverei oder Organhandel missbrauchten.