Hamburg.

Hamburgs früherer Bürgermeister, Ole von Beust (CDU), sieht gute Chancen für Grün-Schwarz in Baden-Württemberg. „Wenn man die Schmerzgrenzen der CDU nicht überschreitet, bin ich sicher, dass es klappen wird mit den Grünen“, sagte von Beust der dpa. Voraussetzung sei jedoch, dass die CDU ihre Rolle als Juniorpartner tatsächlich annimmt. Bislang sei das noch nicht der Fall. „Gedanklich sind die noch die Regierungspartei.“ Viele von denen, die Jahrzehnte unangefochten regiert hätten, betrachteten die Wahl von Winfried Kretschmann (Grüne) zum Ministerpräsidenten vor fünf Jahren nach wie vor als Betriebsunfall.

Beust hatte 2008 in Hamburg Deutschlands erste schwarz-grüne Koalition auf Landesebene geschmiedet. Nachdem er 2010 nach knapp neun Jahren als Bürgermeister amtsmüde zurückgetreten war und Christoph Ahlhaus das Zepter übernahm, zerbrach das Bündnis jedoch nach nur rund 100 Tagen. In Stuttgart verhandelt nun Kretschmann seit vergangenem Mittwoch über Deutschlands erste grün-schwarze Koalition – ein Schritt, den Beust in Hamburg auch als Juniorpartner mitgegangen wäre. „Wenn die Wahl in Hamburg vor acht Jahren so ausgegangen wäre wie die jetzt in Baden-Württemberg, hätte ich es gemacht.“

Für Überlegungen zu schwarz-grünen Bündnissen im Bund sei momentan der falsche Zeitpunkt, sagte Beust. „Wegen der derzeit starken rechtskonservativen AfD wäre es für die CDU nicht klug, jetzt öffentlich laut über Schwarz-Grün im Bund nachzudenken.“ Das könnte jene Wähler der Union, die instinktiv noch Vorbehalte gegen die Grünen haben, in die Arme der AfD treiben. „Da würde ich sagen: Wiedervorlage in etwa einem Jahr.“ Dass die Grünen Schwarz-Grün als Option sehen, könne er aber gut nachvollziehen. „Schließlich wollen sie wieder regieren – und für Rot-Grün reicht es ja nicht“, so von Beust.