Metz . Beim deutsch-französischen Gipfel in Metz demonstrieren Merkel und Hollande Einigkeit

Militärische Ehren und Küsschen auf beide Wangen: Das Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident François Hollande im nordostfranzösischen Metz ist Teil der regelmäßigen Rituale in der Beziehungspflege zwischen Paris und Berlin. Gerade in diesen Tagen aber ist es noch mehr: Franzosen wie Deutsche legen großen Wert darauf, ihre Einigkeit zu zeigen.

Wie wichtig für Europa das vertrauensvolle Zusammenwirken seiner beiden Schwergewichte ist, haben zuletzt der Ukraine-Konflikt und die griechische Schuldenkrise gezeigt. Merkel und Hollande wissen auch, dass von ihnen im Kampf gegen den Terror und in der Flüchtlingskrise Gemeinsamkeit sowie europäische Führung erwartet werden. Und sie bemühen sich, zu liefern. Das Abkommen zwischen der EU und der Türkei, das den Andrang syrischer Flüchtlinge nach Griechenland bremsen soll, fußte auf einer deutschen Initiative, die Hollande nach eigener Aussage „von Anfang an entschlossen unterstützt“ hat.

Wenn zählt, was unter dem Strich herauskommt, dann funktioniert der deutsch-französische Schulterschluss tatsächlich immer dann, wenn es darauf ankommt. Unstimmigkeiten gibt es trotzdem. So ist es kein Geheimnis, dass Merkels als Alleingang empfundener Kurs in der Flüchtlingspolitik in Paris für beträchtliche Irritationen sorgte. Bezeichnend aber ist, dass Hollande die Kanzlerin nicht im Regen stehen ließ, als sie mit den EU-Partnern um eine gemeinsame Linie rang.

Das alles kann jedoch nicht verbergen, dass die Partner mit einem wachsenden Ungleichgewicht zu kämpfen haben. Frankreich steht unter Ausnahmezustand, schwächelt wirtschaftlich, leidet unter einem angespannten sozialen Klima und dem Aufstieg des rechtsextremen Front National (FN). Das ohnehin wirtschaftlich deutlich stärkere Deutschland kennt solche Probleme nicht. Nicht zuletzt ist die Autorität Merkels daheim weit weniger umstritten als die Hollandes, der zunehmend als Präsident auf Abruf gehandelt wird.

Dieses Ungleichgewicht erklärt, warum Frankreich 2015 nur 80.000 Flüchtlinge aufgenommen hat, während der Zustrom in Deutschland die Millionengrenze überstieg. Daran wird sich in naher Zukunft wenig ändern, weil die Franzosen jede massive Zuwanderung strikt ablehnen. Daran kann auch Hollande nichts ändern.