Die Chancen für Winfried Kretschmann sind zuletzt jedenfalls noch deutlich gestiegen. Die Sensation in Stuttgart ist zum Greifen nahe: Nach übereinstimmenden Umfragen liegen Kretschmanns Grüne mit 32 Prozent der Stimmen vorn, zwei bis drei Punkte vor der CDU – das gab es auf Landes- oder Bundesebene noch nie. Womöglich reicht es sogar für Grün-Rot, trotz SPD-Absturz. Und wenn nicht, steht vielleicht die CDU doch als Juniorpartner zur Verfügung – falls die nicht ein Dreier-Bündnis gegen Kretschmann organisiert. Was da im Südwesten passiert, ist einzigartig: Schon Kretschmanns Wahl zum ersten grünen Ministerpräsidenten galt als kleines Wunder. Mit landesväterlichem Stil, taktischem Geschick und zuletzt der Unterstützung für Merkels Flüchtlingspolitik hat der wertkonservative Grüne jetzt auch konservative CDU-Wähler für sich gewonnen. Es bleibt aber ein Soloerfolg: Die Grünen sind auch im Südwesten keine Volkspartei – bei der Bundestagswahl 2013 kamen sie auf 8,3 Prozent, die CDU auf 41,7 Prozent.