Berlin.

Die Zahl der Arbeitnehmer in Europa, die von ihren Unternehmen für einige Zeit in andere EU-Staaten entsandt werden, nimmt deutlich zu – vor allem Deutschland ist als Einsatzort attraktiv. Jetzt will die EU-Kommission den Schutz dieser Arbeitnehmer verbessern. „Wir werden am 8. März eine Reform der EU-Regeln präsentieren“, kündigte EU-Sozialkommissarin Marianne Thyssen an. „Unsere Vorschläge werden einen Rechtsrahmen schaffen, der besseren Schutz für die Arbeitnehmer, fairen Wettbewerb zwischen Unternehmen und mehr Transparenz und Rechtssicherheit bietet“, sagte sie dem Abendblatt.

Seit 2010 hat sich die Zahl der europäischen Arbeitnehmer, die von ihrem Unternehmen in einen anderen EU-Staat geschickt werden, um fast 50 Prozent erhöht. Nach Daten der EU-Kommission werden die meisten Arbeitnehmer nach Deutschland entsandt: Von den insgesamt rund 1,45 Millionen Betroffenen im Jahr 2014 waren 414.000 in der Bundesrepublik eingesetzt – eine Zunahme um zwei Drittel seit 2010. Die meisten Entsendebeschäftigten kommen aus Polen, gefolgt von Slowenien und Ungarn. Hauptbranchen sind Industrie und Baugewerbe. Umgekehrt wurden 2014 auch rund 256.000 Arbeitnehmer aus Deutschland von ihren Unternehmen ins europäische Ausland entsandt, womit Deutschland auf Platz zwei der EU-Staaten liegt. Thyssen sagte, der deutliche Anstieg zeige, dass Unternehmen zunehmend die Möglichkeiten nutzten, ihre Leistungen grenzüberschreitend anzubieten; dies sei ein entscheidendes Element des EU-Binnenmarktes. Die Reform solle Arbeitnehmermobilität fördern, dies aber auf faire Weise.

Thyssen kündigte für Dienstag zugleich den Startschuss für eine Initiative an, mit der Arbeitnehmer in Europa besser vor Risiken des modernen Arbeitsmarktes geschützt werden sollen. „Wir wollen die geltenden EU-Regeln modernisieren und Lücken schließen, wo neue Risiken auftauchen.“ Mit dieser sogenannten Säule sozialer Rechte solle der Rahmen für die Überprüfung der beschäftigungspolitischen und sozialen Leistungen gesetzt werden. „Ziel ist es, die sozialen Standards an die besten Vorbilder anzunähern“, sagte Thyssen. Es gehe um Arbeitszeit, Arbeit auf Abruf oder um Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Thyssen: „Das ist eine Frage der Stabilität der Eurozone.“