Washington.

„Alles – nur nicht Trump!“ Wer in Washingtoner Denkfabriken in diesen Tagen auf Politiker aus Europa stößt, bekommt am laufenden Band die wachsende Sorge vor einem Sieg des unberechenbaren Populisten zu hören. Mit einem Sieg des Republikaners Donald Trump würde die „Ellenbogengesellschaft“ in die transatlantischen Beziehungen Einzug halten, erklärte ein Vertreter aus Brüssel im vertraulichen Gespräch, „und an den Ellenbogen sind Rasierklingen“.

Welche Anforderungen Trump an Deutschland und die Europäische Union konkret stellen würde, ist kaum auszumachen. Trump hat es bisher in jeder Hinsicht vermieden, überprüfbare politische Konzepte zu präsentieren. Aus vielen Äußerungen ist jedoch seine Verachtung für das europäische Sozialstaatsmodell mit seinen offenen Grenzen abzulesen. Die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel hält er für „brandgefährlich“. Noch am „Super Tuesday“ begründete er sein kompromissloses Eintreten für ein Einreiseverbot für Muslime so: „Der radikalislamische Terrorismus ist ein großes, großes Problem, nicht nur für uns. Schaut euch Deutschland an, schaut euch Schweden an, schaut euch Brüssel an, es ist ein Desaster.“

Zwischen Isolationismus und Cowboy-Intervention

In der Sicherheitspolitik hat Trump die Vorstellung, militärisches Engagement im Ausland zu reduzieren. Oder, etwa bei der Truppenstationierung in Deutschland, den Gastgeberländern höhere Preise für den Schutz abzuverlangen, „den Amerika in der Welt gewährleistet“. Trump fährt außenpolitisch einen Zickzackkurs zwischen Isolationismus und Cowboy-Intervention. Weltpolizist, zum Beispiel in Syrien, soll Amerika nicht mehr sein. Das will er Russland überlassen.

Im Wirtschaftsbereich hat sich Trump als Gegner der herrschenden Freihandelsvereinbarungen präsentiert. Sein unverrückbares Credo: Amerika kommt an erster Stelle. Das angestrebte Abkommen zwischen der EU und Amerika (TTIP) will Trump per Veto stoppen.

In allen Punkten würde eine Präsidentin Hillary Clinton das Gegenmodell verkörpern. Die Demokratin würde Europa und Deutschland gewiss stärker in die Pflicht nehmen, aber die frühere Außenministerin wäre eine kalkulierbare Partnerin. Deutschland müsste keine gravierenden Änderungen befürchten, erst recht keine militärischen Abenteuer.