Freiberg.

Eine Blockade fremdenfeindlicher Demonstranten vor einer sächsischen Flüchtlingsunterkunft sorgt erneut für Entsetzen. Rund 100 aufgebrachte Protestierer hatten am Donnerstagabend im osterzgebirgischen Rechenberg-Bienenmühle versucht, die Ankunft der ersten Bewohner in einer neuen Einrichtung zu verhindern. Dabei riefen sie Parolen wie „Wir sind das Volk“. Erst nach zwei Stunden konnten die Flüchtlinge, darunter Frauen und Kinder, zu ihrer Unterkunft gebracht werden. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) verurteilte die Proteste scharf.

Nach Angaben der Polizei hatten die Protestierer die Straße zum Heim mit drei Autos blockiert. Die Polizei war mit 30 Beamten im Einsatz. Sie ermittelt wegen Störung des öffentlichen Friedens und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. Der Bürgermeister von Rechenberg-Bienenmühle, Michael Funke (parteilos), sagte der „Freien Presse“, er schäme sich. Zugleich nahm er aber die Demonstranten in Schutz. Der Großteil der Menge sei „nicht auf Krawall gebürstet“ gewesen. Auch habe der Protest sich nicht gegen die Flüchtlinge gerichtet: „Es ging um die große Politik und nicht um die Menschen an sich.“