Berlin/Rom.

Das angebliche Telefonat zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Papst Franziskus über den Zustand Europas hat es offenbar nicht gegeben. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Die Bundeskanzlerin kann sich an einen Anruf beim Papst nicht erinnern. Ansonsten schätzt sie jede Begegnung mit ihm außerordentlich.“

Die Mailänder Zeitung „Corriere della Serra“ hatte mit Berufung auf den Papst berichtet, Merkel habe diesen angerufen, weil sie sich über Äußerungen von ihm über Europa geärgert habe. Der Papst hatte 2014 in einer Rede vor dem Europaparlament in Straßburg die fehlende Vision des Kontinents angeprangert und Europa mit einer „Großmutter“ verglichen, die „nicht mehr fruchtbar und vital ist“. Jetzt soll der Pontifex in einem Gespräch mit einem Journalisten der Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“ erklärt haben, die Bundeskanzlerin habe ihn daraufhin leicht verärgert telefonisch kontaktiert. „Sie war etwas wütend“, sagte der Papst nach Angaben der Zeitung. „Sie hat mich gefragt, ob ich wirklich glaube, dass Europa keine Kinder mehr bekommen könne.“ Daraufhin habe er Merkel aber beruhigt, denn er glaube an die Zukunft Europas, weil der Kontinent ganz feste und tiefe Wurzeln habe. Das Gespräch mit dem „Corriere“-Journalisten wurde in dem Blatt in Form eines Interviews veröffentlicht und vom Vatikan weder offiziell bestätigt noch dementiert.