Brüssel/Berlin.

Die heftige Bombardierung der nordsyrischen Stadt Aleppo durch die Regierungsarmee und die russische Luftwaffe hat eine neue Flüchtlingswelle ausgelöst. Mindestens 15.000 Menschen hätten das Gebiet nördlich von Aleppo verlassen, teilte eine UN-Sprecherin am Freitag in Genf mit. Es gebe zudem Berichte, dass bereits Zehntausende an der Grenze zur Türkei warteten, um auszureisen. Die türkischen Behörden hielten die Grenze geschlossen. Allerdings würden Personen, die dringend medizinische Hilfe benötigten, in die Türkei gelassen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warf Russland vor, durch anhaltende Luftschläge die Friedensgespräche für Syrien zu gefährden. „Die russischen Luftangriffe, die vor allem gegen Oppositionsgruppen in Syrien gerichtet sind, untergraben die Bemühungen, eine politische Lösung des Konflikts zu finden“, sagte Stoltenberg. Am Mittwoch waren die Syriengespräche in Genf für drei Wochen ausgesetzt worden. Russland wies die Schuldzuweisungen zurück.

In der Nato wird der Vorstoß der Saudis, möglicherweise Bodentruppen für den Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien bereitzustellen, mit gemischten Gefühlen gesehen. Einerseits sei es notwendig, dass „in einem regionalen Tableau“ der IS auch mit Bodentruppen bekämpft werde, hieß es in Bündniskreisen. Andererseits bestehe die Gefahr, dass eine Intervention Saudi-Arabiens den Syrien-Krieg weiter verschärfe.

Am kommenden Donnerstag ist in München eine Syrien-Verhandlungsrunde mit Vertretern aus fast 20 Staaten geplant. Das Auswärtige Amt geht davon aus, dass auch die Außenminister Saudi-Arabiens und des Iran teilnehmen. Es wäre die erste Begegnung von Regierungsvertretern der beiden zerstrittenen Regionalmächte seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen Anfang Januar.