Berlin. Russlanddeutsches Mädchen hatte Schulprobleme und versteckte sich bei ihrem Freund

Der aufsehenerregende Fall einer angeblich entführten und vergewaltigten 13-jährigen Russlanddeutschen in Berlin ist aufgeklärt. Das Mädchen, das mit der erfundenen Geschichte über ihr Verschwinden für Aufruhr sorgte, verbrachte die fragliche Nacht des 11. Januar bei einem Bekannten, wie ein Staatsanwaltschaftssprecher am Freitag sagte. Wegen Problemen in der Schule traute sie sich offenbar nicht nach Hause zu ihren Eltern. „Sie wollte weg und hat bei ihm Unterschlupf gesucht.“

Es gebe keine Hinweise auf eine Sexualstraftat oder einen sexuellen Kontakt des Mannes zu dem Mädchen. Gegen den Mann werde daher auch nicht ermittelt, er sei nur ein Zeuge. Ermittelt wird weiterhin gegen zwei junge Männer wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs. Sie werden verdächtigt, in den Monaten vor dem Verschwinden des Mädchens sexuelle Kontakte zu ihr gehabt zu haben.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow warf den deutschen Behörden vor, den Fall lange verheimlicht zu haben. Russland hätte rechtzeitig informiert werden müssen, sagte er. Erste Hinweise habe Moskau aber nicht von deutschen Behörden, sondern von der „russischsprachigen Gemeinde“ in Deutschland erhalten. „Da es sich um eine Bürgerin der Russischen Föderation handelt, können wir nicht einfach das Ende der Untersuchung abwarten.“ Nach Behördenangaben hat das Mädchen allerdings auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) kritisierte daraufhin Russland und sagte, es gebe keine Rechtfertigung, den Fall für „politische Propaganda“ zu nutzen, um damit die ohnehin schwierige Migrationsdebatte in Deutschland anzuheizen.