Rom. Italien und Teheran schließen Milliardengeschäfte ab. Menschenrechtler kritisieren Todesurteil des Regimes

Papst Franziskus hat bei einem symbolträchtigen Treffen mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani zum Weltfrieden aufgerufen und dabei die wichtige Rolle betont, die der Iran nach Aufhebung der Sanktionen im Kampf gegen Terrorismus und Waffenhandel spielen könne. Die etwa 40 Minuten lange Privataudienz, an der auch eine iranische Delegation aus Ministern und Diplomaten teilnahm, galt als Höhepunkt der viertägigen Europareise des Staatschefs.

Franziskus und Rohani hätten nicht nur über das Atomabkommen gesprochen, durch das die Sanktionen gegen den Iran beendet wurden, sondern auch über die „wichtige Rolle, die der Iran zusammen mit anderen Ländern in der Region einnehmen muss, um politische Lösungen für die Probleme in Nahost zu finden und die Ausbreitung von Terrorismus und Waffenhandel einzudämmen“, teilte der Vatikan mit. Obwohl es nicht der erste Besuch eines iranischen Staatsoberhauptes bei einem Papst war, wurde die Audienz bereits im Vorfeld als wichtiges Signal interpretiert. Der schiitische Iran sendet dem sunnitischen Erzfeind Saudi-Arabien damit eine Botschaft: Der Iran hat keine Differenzen mit den Christen.

Für Rohani war der erste Teil seines Besuchs in Europa auch ein wirtschaftlicher Erfolg: Bereits am Montag hatte seine Delegation 17 milliardenschwere Verträge mit Italien unterzeichnet, die unter anderem die Energieversorgung und die Infrastruktur in dem seit Jahren isolierten Iran verbessern sollen. So vereinbarte das Land mit der Eni-Tochter Saipem den Bau einer 2000 Kilometer langen Gaspipeline für 4,5 Milliarden Euro, mit dem Stahlkonzern wurde eine Kooperation im Umfang von zwei Milliarden Euro ausgearbeitet. Die italienische Staatsbahn will zudem den Iran bei der Modernisierung des Bahnnetzes unterstützen und eine Hochgeschwindigkeitslinie von Teheran in die südlich gelegene Stadt Ghom bauen. Die Fluglinie Alitalia kündigte an, ihre Verbindungen nach Teheran aufzustocken.

Im Kurznachrichtendienst Twitter teilte Rohani mit, er habe Ministerpräsident Matteo Renzi in den Iran eingeladen. Dieser werde der Einladung vermutlich in den nächsten Monaten nachkommen, um die wirtschaftliche Kooperation weiter voranzutreiben.

Aus Rücksicht auf Rohanis Glauben hatten die Behörden in Roms Kapitolinischen Museen mehrere nackte Statuen verhüllt. Rohani hatte Renzi am Montagabend auf dem Kapitolshügel getroffen und war später in den Museen vor die Presse getreten.

Menschenrechtsorganisationen warfen dem Iran Heuchelei bei den Menschenrechten vor. So drohe im Iran zahlreichen Verurteilten die Hinrichtung wegen Straftaten, die sie als Minderjährige begangen hätten, kritisierte Amnesty International. Es handle sich um mindestens 49 Personen, von denen zahlreiche bereits seit Jahren auf die Vollstreckung der Todesurteile warteten.