Kairo.

Bis zuletzt wurde gerangelt, gedroht und gestritten. Umkämpft ist vor allem die Zusammensetzung der syrischen Opposition in Genf, wo sich das Regime und seine Gegner erstmals seit zwei Jahren wieder gegenübersitzen. Moskau will die islamistischen Brigaden der „Armee des Islam“ (Jaish al-Islam) nicht mit am Tisch. Washington dagegen lehnt Vertreter der syrischen Kurdenmiliz PYD ab, eines Ablegers der PKK, die in den USA als Terrororganisation gilt.

Der für den heutigen Montag geplante Verhandlungsstart wird sich daher noch etwas verzögern, die Gespräche werden jedoch wie geplant in Gang kommen. US-Außenminister John Kerry und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow räumten bei ihrem Treffen in Zürich die letzten Hürden aus dem Weg. Nach ihrem Kompromiss wird UN-Vermittler Staffan de Mistura nun zwei Delegationen von Assad-Gegnern nach Genf bitten, die eine mehr nach dem Geschmack des Westens und der Golfstaaten, die andere mehr nach Moskaus Vorstellung.

USA planen Ersatzstrategie für Fall des Scheiterns der Gespräche

Der Ende 2015 in Wien international vereinbarte Syrien-Fahrplan sieht vor, dass die Genfer Gespräche Mitte des Jahres in einer nationalen Übergangsregierung münden, begleitet von einem Waffenstillstand. Bis Ende 2017 soll das syrische Volk dann eine neue Verfassung verabschieden und eine neue Führung wählen. Russlands Präsident Wladimir Putin scheint klar, dass in diesem Rahmen die Tage von Baschar al-Assad gezählt sind. Nach einem Bericht der „Financial Times“ schickte der Kremlchef im Dezember einen hochrangigen General mit der heiklen Mission nach Damaskus, den Diktator zum Rücktritt zu drängen, den Alawiten das Überleben ihres Regimes zu garantieren und zu fordern, man solle mit der moderaten Opposition „realistisch“ verhandeln – ein Ansinnen, das Assad rundheraus ablehnte.

Und so planen die USA offenbar eine Ersatzstrategie. Im Fall der Fälle will Washington den Krieg gegen den „Islamischen Staat“ (IS) intensivieren, wie Vizepräsident Joe Biden am Wochenende bei seinem Besuch in Istanbul andeutete. Nur 300 Kilometer von der IS-Zentrale in Rakka entfernt, im kurdischen Teil Syriens, bauen die USA und Russland derzeit neue Luftwaffenstützpunkte auf – die Amerikaner nahe Hasakah im türkisch-irakischen Grenzdreieck, die Russen im 50 Kilometer entfernten Qamishli.