Athen.

Der griechische Migrationsminister Ioannis Mouzalas warnt vor nationalen Einzelgängen in der Flüchtlingskrise. „Europa muss gemeinsam auf diese historisch einmalige Herausforderung reagieren“, sagte Mouzalas im Gespräch mit dieser Zeitung. „Nationale Alleingänge führen zu einem gefährlichen Dominoeffekt.“

Mouzalas lobte die Rolle von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingskrise. „Deutschland hat in dieser Krise Europa zusammengehalten und dazu beigetragen, dass dieses Europa der Aufklärung nicht ins Mittelalter zurückgefallen ist“, sagte der griechische Minister. Das ist vor allem der Politik von Frau Merkel zu verdanken.“ Es verdiene große Anerkennung, dass Deutschland fast 90 Prozent aller Flüchtlinge aufgenommen habe. Ende dieser Woche kommt Mouzalas zu Gesprächen mit der Bundesregierung nach Berlin.

Mouzalas weiß, was Krieg und Flucht bedeuten. Der in Athen, London und Mailand ausgebildete Gynäkologe gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Hilfsorganisation Ärzte der Welt und war an 25 Auslandseinsätzen beteiligt, darunter in Afghanistan und in der vom „Islamischen Staat“ (IS) belagerten syrischen Kurdenstadt Kobane. Seit Oktober 2015 ist er Minister.

Im Gespräch räumt Mouzalas ein, dass der Aufbau von Hotspots nur schleppend vorankommt. „Wir sind im Rückstand“, sagte Mouzalas. „Der Hotspot auf Lesbos funktioniert jetzt.“ Die Zentren auf Chios, Samos und Leros würden Ende Januar voll in Betrieb sein. „Die Europäer kritisieren, dass wir hinter dem Zeitplan liegen, und sie haben recht mit dieser Kritik.“

Den Vorwurf, Griechenland sichere seine Außengrenzen nicht, wies Mouzalas hingegen entschieden von sich. „Unsere Landgrenzen sind hervorragend gesichert. Dort kommt fast niemand illegal rüber“, sagte er im Gespräch. Zum Vorwurf der mangelnden Grenzsicherung sagte Mouzalas auch: „Wir halten uns an die Genfer Konvention, das heißt: Wir retten die Menschen, die mit den Flüchtlingsbooten in unsere Hoheitsgewässer kommen und bringen sie an Land.“