Moskau.

Im Streit mit dem Kremlkritiker und früheren Ölmagnaten Michail Chodorkowski geht die russische Justiz gegen dessen politische Stiftung „Offenes Russland“ vor. Staatsanwälte und Polizei durchsuchten am Dienstag das Hauptbüro der Stiftung in Moskau sowie die Wohnungen mehrerer Mitarbeiter in Moskau und St. Petersburg. „Alle elektronischen Geräte werden beschlagnahmt, Notizbücher, Geldkarten“, schrieb die regierungskritische Organisation auf Facebook zum Vorgehen der Sicherheitsbehörden.

Die Staatsanwaltschaft begründete die Durchsuchungen nicht mit der politischen Aktivität von „Offenes Russland“. Die Nichtregierungsorganisation setzt sich für die Stärkung der Zivilgesellschaft in Russland ein.

Als Anlass nannte sie die Milliardenklage früherer Eigner des zerschlagenen Ölkonzerns Yukos auf Schadenersatz. Ein Schiedsgericht in Den Haag hatte Russland 2014 zur Zahlung von 50 Milliarden US-Dollar (45,8 Milliarden Euro) verurteilt. Ehemalige Yukos-Teilhaber, allerdings nicht Hauptaktionär Chodorkowski, versuchen, das Geld durch Pfändung russischen Staatseigentums im Ausland einzutreiben. Die russische Justiz prüfe, ob die Aktionäre ihre Yukos-Anteile damals rechtmäßig erworben hätten, sagte Wladimir Markin von der Ermittlungsbehörde der Agentur Interfax. Durchsucht würden Wohnungen und Arbeitsplätze der Mitarbeiter von Organisationen, „die damals oder auch heute noch von Michail Chodorkowski kontrolliert werden“.

Nach einer umstrittenen Verurteilung wegen Steuerhinterziehung hatte Chodorkowski in Russland zehn Jahre im Lager gesessen. Seit seiner Freilassung Ende 2013 lebt er in der Schweiz. Er versucht, über seine Stiftung weiter Einfluss in Russland zu behalten. Weil er seine Kritik an Präsident Wladimir Putin in den vergangenen Wochen verschärft hat, erhöht die russische Justiz den Druck auf ihn wieder und ermittelt unter anderem wegen Mordes.