Berlin.

Mehr als 1,6 Millionen Kinder und ihre Eltern feiern das Weihnachtsfest unter erschwerten Bedingungen: Rund jedes sechste Kind in Deutschland ist von Hartz-IV-Leistungen abhängig, in Hamburg sogar mehr als jedes fünfte – und die Zahl der Betroffenen steigt wieder an. Das geht aus einer aktuellen Auswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor, die die Fraktionsvizin der Linken im Bundestag, Sabine Zimmermann, erstellt hat. Die Analyse liegt dem Abendblatt exklusiv vor.

Demzufolge waren im Juli 2015 1,666 Millionen Kinder unter 15 Jahren auf Hartz IV angewiesen, ein Anteil von 15,6 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnet die Statistik einen Anstieg um 1,5 Prozent, in Westdeutschland beträgt der Zuwachs sogar 2,8 Prozent. In Hamburg nahm die Zahl der Hartz-IV-Kinder binnen eines Jahres um 3,4 Prozent auf 50.200 zu – hier beziehen jetzt 21,4 Prozent der entsprechenden Jahrgänge die Sozialleistung. In einigen Regionen ist die Lage noch schlechter: In Berlin und Bremen ist jedes dritte Kind Hartz-IV-Empfänger. „Gerade zu Weihnachten spüren viele Kinder, dass sie in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen müssen“, sagte Zimmermann dem Abendblatt. „Für Hartz-IV-Beziehende ist es ungleich schwerer, ihren Kindern ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren.“

Generell ist die Hilfsquote in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland. Der Anteil der Bedürftigen liegt etwa in Bayern nur bei 7,2 Prozent, in Baden-Württemberg bei 8,5 Prozent. Besonders betroffen sind Kinder von Alleinerziehenden. Die Zahl der Hartz-IV-Kinder war bis 2012 zurückgegangen, seitdem steigt sie wieder an. Zimmermann sagte, das Problem der Kinderarmut sei seit Jahren bekannt, doch statt einer Abhilfe sei mit dem Bildungs- und Teilhabepaket nur ein „bürokratisches Monster“ geschaffen worden. Notwendig sei es, die Hartz-IV-Regelsätze zu erhöhen und perspektivisch eine Kindergrundsicherung als eigenständige Leistung zu schaffen.