Düsseldorf/Brüssel. Im belgischen Atomkraftwerk Tihange hat es erneut eine Panne gegeben. Die benachbarten deutschen Länder wollen es abschalten lassen.

Die Regierungen der benachbarten deutschen Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz fordern nach einem erneuten Zwischenfall in dem belgischen Atomkraftwerk Tihange das Aus für die Anlage.

So verlangte etwa der Düsseldorfer Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) am Sonnabend über den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter:

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und das Bundesumweltministerium müssten „jetzt Abschalt-Gespräche mit Belgien aufnehmen.“

Der Reaktorblock 1 des nahe der Grenze zu Deutschland gelegenen Atomkraftwerks hatte sich am Freitagabend automatisch abgeschaltet. Grund sei ein kurzzeitiger Brand in einem nicht-nuklearen Bereich des Geländes gewesen, meldete die belgische Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf den Betreiber Electrabel. Der Zwischenfall habe keine Auswirkungen auf die Arbeiter, die Bevölkerung oder die Umwelt.

Anlage steht seit längerem in der Kritik

Die Anlage rund 70 Kilometer westlich von Aachen steht seit längerem in der Kritik. Der über 30 Jahre alte Reaktorblock Tihange 2 war am Montag wiederangefahren worden. Der Block war seit März 2014 wegen Sicherheitsbedenken abgeschaltet, weil Haarrisse am Reaktorbehälter entdeckt worden waren. Nach einer Überprüfung hatte die belgische Nuklearaufsichtsbehörde AFCN aber mitgeteilt, dass es sich dabei um ein Problem handele, das keine Gefahr für die Sicherheit der Reaktoren darstelle.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Energieministerin Eveline Lemke (Grüne) forderten, das Kraftwerk vom Netz zu nehmen. „Die Vielzahl der Zwischenfälle in Tihange ist besorgniserregend und beweist abermals, dass Atomkraft gefährlich ist und es keinen wirksamen Schutz vor Atomunfällen gibt“, erklärten sie.

Auch der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) erhob die Forderung: „Tihange muss vom Netz. Endgültig“, twitterte er.

Der Grünen-Fraktionsvize im Bundestag, Oliver Krischer, forderte die Bundesregierung auf, bei der belgischen Regierung Druck zu machen. „Die Bundesregierung darf sich nicht länger hinter diplomatischen Floskeln verstecken, sondern muss gegenüber der belgische Regierung endlich Klartext reden“, verlangte er in Berlin. „Tihange bedroht Millionen Menschen in Belgien, den Niederlanden und Deutschland.“