Berlin . Garri Kasparow fordert vom Westen entschiedenes Handeln gegen Russland

Garri Kasparow, der Schachspieler, der 1985 mit 22 Jahren jüngster Weltmeister wurde und 20 Jahre lang diesen Sport dominierte, hat eine neue Leidenschaft. Er kritisiert Russlands Präsidenten Wladimir Putin aufs Schärfste. Gerade stellte er in Berlin sein neues Buch vor: „Warum wir Putin stoppen müssen – Die Zerstörung der Demokratie in Russland und die Folgen für den Westen“.

Kasparow mahnt: „Putin hat sich zu einem Diktator entwickelt, der eine globale Bedrohung darstellt.“ Solange die westlichen Staatschefs der demokratischen Länder mit ihm verhandeln, habe er Anerkennung und Rückhalt im eigenen Land.

Wladimir Putin habe mit der Annexion der Krim und der militärischen Einmischung in der Ostukraine den Frieden in Europa gefährdet, der seit 1945 herrscht. „Seine Bestrafung war sehr mild. Und jetzt loben ihn einige noch für sein Engagement in Syrien. Das ist lächerlich.“ Putins Unterstützung für Syriens Machthaber Baschar al-Assad habe nur dem Ziel gedient, Chaos zu stiften und Europa zu destabilisieren. Und Europas Zögern in der Lösung der Syrienkonfliktes habe das Vakuum, in das er hineinstoßen konnte, nur vergrößert. Die westliche Welt hätte spätestens 2013, als Assad seine Bevölkerung mit chemischen Waffen bombardiert habe, eingreifen müssen. „Nun sind die Rechten in Europa auf dem Vormarsch. Und jeder Flüchtling mehr kreiert mehr und mehr Spannung. Das ist eine Nebenwirkung von Putins Politik.“

Nach dem Ausstieg aus dem Sport im Jahr 2005 engagierte sich Kasparow in der russischen Opposition. 2012 verhaftete ihn die Polizei auf einer Demonstration, dabei wurde er geschlagen und verletzt, angeklagt und freigesprochen. 2013 verließ er Russland und setzt sich seither aus der Ferne für die russische Opposition ein. Im Buch schreibt er: „Ich werde mich nicht den Launen der Schurken und Gauner unterwerfen, die meine Heimat gegenwärtig beherrschen. Russland ist nicht Putin.“

Kasparow sagt, er analysiere Politik wie früher ein Spiel. „Putin ist kein großer Stratege“, sagt er, „aber er ist ein Taktiker. Er erkennt Chancen.“ Für Putin sei Diplomatie ein Tisch mit Sonderangeboten. Und wenn die wirtschaftliche Situation Russlands schlechter wird, „dann braucht Putin Kriege. Das ist sein Muster.“

Der frühere Schachspieler lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in den USA und Kroatien, von dort hat er neben der russischen auch eine zweite Staatsbürgerschaft.