Washington.

Nach dem blutigen Massaker von San Bernardino hat das FBI hat die Ermittlungen übernommen und spricht offiziell von einem terroristischen Akt. Syed Farook, 28, und seine Frau Tashfeen Malik, 27, hatten am Mittwoch nahe Los Angeles in Kampfanzüge gekleidet mit Schnellfeuergewehren bei einer Weihnachtsfeier 14 Menschen getötet. Wo der Hass wurzelt, den das muslimische Ehepaar in wenigen Minuten kaltblütig auslebte, ist immer noch unklar.

Der stellvertretende FBI-Direktor von Los Angeles, David Bowdich, bestätigte am Freitag die Existenz eines Facebook-Eintrags, in dem die Frau des Todesschützen Syed Farook der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) die Treue geschworen und IS-Chef Baghdadi gelobt hat. Er kommentierte dies aber nicht weiter. Bowdich betonte, man stünde noch am Beginn der Ermittlungen. Er äußerte die Hoffnung, über Handydaten des Paares an Erkenntnisse über ein mögliches Motiv zu gelangen. Die Mobiltelefone waren ihm zufolge nahe dem Wohnsitz des Paares in einem Mülleimer gefunden worden – zertrümmert, aber offenbar nutzbar zum Auslesen der Daten. Das FBI betonte, dass der Anschlag langfristig vorbereitet wurde.

Zwölf der 14 Opfer des Anschlags waren Kollegen von Farook, der seit fünf Jahren als Restaurantinspekteur im Landkreis San Bernardino arbeitete. Der erste Verdacht, dass lange aufgestaute Frustrationen am Arbeitsplatz das Massaker ausgelöst haben könnten, tritt aber vorläufig in den Hintergrund. Stattdessen häufen sich Indizien, dass der 1987 in Amerika geborene Sohn pakistanischer Einwanderer und seine ebenfalls aus Pakistan stammende Frau „einen Racheakt verübt haben könnten, der vom Geist des weltweiten Dschihads inspiriert war“, hieß es zuvor noch vorsichtig in Sicherheitskreisen in Washington. Für den seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ins Gigantische gewachsenen Antiterrorapparat wäre das der Alptraum schlechthin.

Das Paar war nach dem Massaker in einem Sozialzentrum nach einer Verfolgungsjagd im Auto von zwei Dutzend Polizisten gestellt und getötet worden. Bei der Durchsuchung der Mietwohnung der Täter entdeckten die Fahnder eine Werkstatt zum Bau von Bomben. Fast 20 Sprengkörper wurden sichergestellt. Außerdem ein Lager mit mehreren Tausend Schuss Munition. Um Verbindungen zu möglichen Hintermännern zu verwischen hatten Farook und Malik Computerfestplatten, Speichersticks und E-Mails gelöscht.

Ihre sechs Monate alte Tochter gaben sie zum „Babysitten“ bei der Mutter Farooks ab. Sicherheitskreise bestätigten, dass Syed Farook in der Vergangenheit mehrmals via Telefon und Internet mit bekannten Islamisten zu tun hatte, die vom FBI beobachtet werden. Weil diese Kontakte aber länger zurücklägen und nicht brisant gewesen seien, geriet Farook „nicht ausführlicher auf den Radar der Behörden“, sagten mit der Untersuchung Vertraute.

Nicht ausgeschlossen wird, dass der von ehemaligen Arbeitskollegen als verschlossen beschriebene Farook bei Besuchen in Saudi-Arabien mit militantem Gedankengut infiziert worden sein könnte. Auch die Theorie, dass seine Frau ihn angestiftet haben könnte, wird von FBI-Profilern verfolgt. Farook hatte sie über eine Onlinebörse kennengelernt und nach einer Pilgerreise in Mekka mit nach Amerika gebracht.

Im Präsidentschaftswahlkampf wollen sich vor allem die Republikaner den Fall zunutze machen. Kandidaten wie Donald Trump und Chris Christie sprechen von „radikal-islamischem Terror“ und der „enorm gestiegenen Bedrohung durch den militanten Islam“. Sie ziehen eine Linie zwischen San Bernardino und Paris und nennen Präsident Barack Obama ein „Risiko für die nationale Sicherheit“.