Hildesheim.

Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle hat den Vorwurf zurückgewiesen, das Bistum habe einen möglichen Missbrauchsskandal vertuschen wollen. „Der Vorwurf einer Verschleppung und Vereitelung ist ungeheuerlich“, sagte der katholische Geistliche am Dienstag in Hildesheim. In einer WDR-Dokumentation war behauptet worden, das Bistum habe einen 2010 angezeigten Missbrauchsvorwurf zu spät an die Staatsanwaltschaft weitergegeben. Täter soll der Pfarrer Peter R. gewesen sein, der 2010 im Zentrum des Missbrauchsskandals am Berliner Gymnasium Canisius-Kolleg mit mehr als 100 Opfern stand.

Im März 2010 hatte sich nach WDR-Angaben ein 14-jähriges Mädchen an das Bistum Hildesheim gewandt und angegeben, Peter R. habe auch sie bedrängt. Dazu erklärte das Bistum, die Erziehungsberechtigten des Mädchens hätten erst im November 2010 eindeutige Vorwürfe erhoben. Das Bistum habe die Missbrauchsanzeige unmittelbar zur Ermittlung an die Staatsanwaltschaft abgegeben.

Bei einem Gespräch zuvor im März habe das Mädchen in Begleitung einer Lehrerin keine eindeutigen Hinweise auf sexuellen Missbrauch gegeben. „Wir würden es begrüßen, wenn angesichts der jüngsten Entwicklung die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufnehmen würde“, sagt Bischof Trelle. Die Kirche habe nicht im Geheimen ermittelt, sondern zusätzlich nach Abschluss des staatsanwaltschaftlichen Verfahrens.

Der beschuldigte Priester war ein enger Freund der Familie, die damals Elfjährige besuchte ihn und blieb über Nacht in Berlin. In einer schriftlichen Erklärung gab das Mädchen an, dass der Geistliche sich dort nachts auf sie gelegt und unter anderem versucht habe, sie zu küssen. Nach dieser Darstellung zeigte das Bistum den Fall bei den Behörden an.