Ankara.

Drei Wochen nach dem Wahlsieg seiner islamisch-konservativen Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei (AKP) hat Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Dienstag sein neues Kabinett vorgestellt – eine Regierung, „die das ganze Volk repräsentiert, das Land in die Zukunft und die Neue Türkei auf eine höhere Stufe der Zivilisation führen wird“, wie der Ministerpräsident vor Reportern versicherte.

Um die Vergabe der Ressorts sei hinter den Kulissen zwischen Davutoglu und Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, der laut Verfassung die Ernennung der Minister billigen muss, in den vergangenen Tagen heftig gerungen worden, berichten Insider in Ankara. Tatsächlich trägt die Kabinettsliste Erdogans Handschrift. Neuer Minister für Energie und Bodenschätze wird Berat Albayrak, ein Schwiegersohn des Staatspräsidenten. Albayrak war Chef der Calik-Holding, eines der größten türkischen Konzerne, bevor er bei der Wahl am 1. November auf der Liste der AKP ins Parlament gewählt wurde. Die Calik-Gruppe gilt als eng mit der Regierung verbandelt und ist im Bauwesen, Energiesektor, bei Finanzdienstleistungen, im Transportgewerbe, der Textilbranche und im Mediensektor aktiv.

Albayrak ist nicht der einzige Erdogan-Getreue im neuen Kabinett. Binali Yildirim, ein enger Vertrauter des Staatspräsidenten, wird neuer Verkehrsminister. Yalcin Akdogan, ein früherer Erdogan-Berater, bleibt Vizepremier. Auch mit einer weiteren Personalie setzte sich Erdogan durch: Der frühere Vizepremier Ali Babacan gehört der neuen Regierung nicht mehr an. Babacan, als Vizepremier für die Koordination der Wirtschaftspolitik zuständig, war früher ein enger Vertrauter Erdogans. Er hatte aber in den vergangenen Monaten mehrfach Kritik an Erdogans Versuchen geübt, Einfluss auf die Notenbank zu nehmen. Babacan galt in den vergangenen Jahren als treibende Kraft der ökonomischen Reformen, er genoss hohes Ansehen bei türkischen Wirtschaftsführern und ausländischen Investoren.