Bamako/Johannesburg. Islamistische Terroristen stürmen ein Hotel in der Hauptstadt von Mali. Wer Verse aus dem Koran zitieren kann, kommt frei

Das Luxushotel „Radisson Blu“ in der Hauptstadt von Mali ist sicher. So sahen es bisher Geschäftsleute, Diplomaten und auch die Vereinten Nationen. Der Anschlag der mutmaßlichen Islamisten auf die noble Unterkunft in Bamako hat daher große Symbolkraft: Nichts ist vor uns mehr sicher, das ist die Botschaft der Dschihadisten.

Erst am frühen Abend war die Geiselnahme in der Hauptstadt des westafrikanischen Landes beendet. Mindestens 27 Menschen sind laut der Regierung getötet worden. Soldaten verfolgten aber weiterhin die Attentäter. Es befänden sich keine Geiseln mehr in der Hand der Terroristen, sagte Sicherheitsminister Salif Traoré.

Militante Islamisten hatten am Freitagmorgen rund 130 Gäste und 40 Hotelbedienstete als Geiseln genommen. Mindestens 80 Menschen konnten die Spezialkräfte schon am Nachmittag befreien, darunter auch zwei Deutsche. Die malischen Polizisten und Soldaten wurden von französischen und amerikanischen Antiterroreinheiten unterstützt. Die Elitesoldaten durchkämmten das „Radisson Blu Hotel“ Stockwerk für Stockwerk, teilte die malische Polizei mit.

Urheber des Terrorangriffs auf das Luxushotel in Mali soll nach Erkenntnissen der französischen Regierung der vor Monaten für tot erklärte Islamist Mokhtar Belmokhtar gewesen sein. Dieser habe die blutig beendete Geiselnahme in der malischen Hauptstadt Bamako sehr wahrscheinlich organisiert, sagte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian am Freitagabend dem Fernsehsender TF1.

Augenzeugen berichteten, dass die Angreifer morgens um sieben Uhr Ortszeit in einem Fahrzeug mit diplomatischem Kennzeichen vor dem Hotel vorgefahren waren. Als private Sicherheitskräfte sie kontrollieren wollten, eröffneten die vermummten Extremisten das Feuer. Sie sollen „Alahu akbar“ (Gott ist groß) gerufen haben – dann drangen sie in das Hotel ein. Dabei hätten sie auch Handgranaten gezündet, berichtete ein Bediensteter des Hotels. In den oberen Stockwerken kam es zu Schusswechseln. Im Lauf des Tages ließen die Angreifer mehrere Personen frei, die Verse aus dem Koran zitieren konnten. Anderen Hotelgästen gelang die Flucht. Unter den am Nachmittag befreiten Geiseln befanden sich außer den zwei Deutschen auch Amerikaner, Franzosen, Türken und Chinesen. Das im Regierungsviertel Bamakos gelegene Gebäude zählt zu den populärsten Hotels der Stadt. Außer Mitgliedern der malischen Uno-Mission Minusma übernachten dort häufig Bundeswehrsoldaten. 200 Deutsche bilden derzeit die malische Armee im Kampf gegen kriminelle Milizen und Islamisten aus. Laut Bundeswehr war kein Soldat unter den Geiseln.

Zwei mit dem islamistischen Terrornetzwerk Al-Kaida verbundene Gruppen bekannten sich am Abend zu dem Anschlag. Die Gruppe al-Murabitun und die Gruppierung Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM). Anders als in Libyen, Syrien oder Irak war der für den Terroranschlag in Paris verantwortliche „Islamische Staat“ (IS) in Mali bislang nicht aktiv – denn Al-Kaida und der IS gelten als Konkurrenten.

Mehrfach war Mali das Ziel islamistischer Extremisten. Im Frühling 2012 nahm eine Koalition aus Tuareg-Rebellen und militanten Islamisten sogar den gesamten Norden des Landes ein. Frankreich schickte damals mehr als 4000 Soldaten. Erst nach Wochen gelang es den Franzosen, die Islamisten zumindest aus den Metropolen zu vertreiben. Insgesamt sind 12.000 UN-Soldaten in Mali stationiert.