Paris .

Er muss sich wirklich sicher gefühlt haben: Abdelhamid Abaaoud, einer der Drahtzieher der Pariser Anschläge, tourte zum Zeitpunkt des blutigen Überfalls auf die Konzerthalle Bataclan als Schwarzfahrer mit der Metro durch die Seinemetropole. Gestern veröffentlichte Bilder einer Überwachungskamera zeigen ihn in der Station Croix de Chavaux im Vorort Montreuil. Sie liegt auf der Linie 9, mit ihr ist die Station Saint-Ambroise in der Nähe des Bataclan auf direktem Wege in knapp 13 Fahrminuten zu erreichen. Auf den Aufzeichnungen ist auch zu erkennen, wie der Islamist über ein Drehkreuz der Ticketkontrollsperren springt.

Mittlerweile steht fest, dass sich Abaaoud, der seit Monaten oben auf den belgischen und französischen Fahndungslisten stand, trotz der schon vor den Attentaten in Frankreich geltenden höchsten Alarmstufe ungestört im Großraum Paris bewegen konnte. Offenbar hatte der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Dschihadist keine Schwierigkeiten, zwischen Syrien und europäischen Ländern hin und her zu reisen.

„Wir wissen nach wie vor kaum etwas über Abaaouds Pendelbewegungen zwischen Europa und dem Nahen Osten“, gibt man in Pariser Ermittlerkreisen zu. Obwohl der Terrorist mindestens dreimal nach Europa gekommen ist, nachdem er sich Anfang 2013 aus Belgien nach Syrien abgesetzt hatte, konnte keine einzige seiner Reiserouten zweifelsfrei nachgezeichnet werden. Selbst die Vermutung, dass er die Personenkontrollen an den EU-Außengrenzen oder auf Flughäfen nur mit gefälschten Papieren unerkannt passieren konnte, ist nicht mehr als eine „naheliegende Annahme“.

Frankreich bereitet sich auf Anschläge mit Chemiewaffen vor

Erst am Montag nach den Anschlägen sollen die französischen Sicherheitsbehörden von einem „außereuropäischen Geheimdienst“ die „gesicherte Information“ erhalten haben, dass sich Abaaoud im September in Griechenland aufhielt. Möglicherweise besteht da ein Zusammenhang mit der Ankunft in Griechenland jenes nach wie vor nicht identifizierten Attentäters, der sich vor dem Stade de France in die Luft sprengte.

Bei dem Leichnam des Mannes wurden syrische Ausweispapiere gefunden, mit denen er am 3. Oktober über den Flüchtlingshotspot Leros nach Europa gelangte. Bezeichnenderweise erhielten die französischen Terroristenjäger wenig später auch einen der entscheidenden Hinweise auf den Aufenthalt von Abaaoud im Pariser Vorort Saint-Denis nicht von europäischen, sondern von marokkanischen Kollegen.

In der erstürmten Wohnung entdeckte die Polizei am Freitag eine dritte Leiche. Die Staatsanwaltschaft identifizierte sie als Hasna Aitboulahcen, nach Medienberichten die Cousine des getöteten Drahtziehers Abdelhamid Abaaoud. Mindestens ein Terrorverdächtiger der Attentate von Paris ist weiter auf der Flucht: Der 26-jährige Salah Abdeslam wird mit internationalem Haftbefehl gesucht.