Berlin .

Sie hatten ihre Hausaufgaben gemacht. Deswegen ist der Mini-Gipfel schnell zu Ende. Die Parteichefs Angela Merkel (CDU), Horst Seehofer (CSU) und Sigmar Gabriel (SPD) legen ihren Streit am Donnerstag nach zwei Stunden bei. Es wird keine „Transitzonen“ geben, wie sie die Union gefordert hatte, kein sogenanntes Landgrenzenverfahren, keine haftähnlichen Zustände. Das hat die SPD verhindert. „Ich bin dankbar“, bekennt Gabriel, der den Kompromiss auf einen Nenner brachte: „Helfen, ordnen, steuern.“

Haftbedingungen in Transitzonen habe die CSU nie gewollt, versichert Seehofer. „Ich kann nicht etwas dementieren, was nie vorgeschlagen wurde“, sagt er. Die Union tröstet sich damit, dass ihr Ziel erreicht wird: Geplant ist, bundesweit drei bis fünf Aufnahmeeinrichtungen aufzubauen – zunächst in Bayern, in Bamberg und Manching –, in denen Flüchtlinge registriert werden. Binnen einer Woche soll über ihre Anträge entschieden werden. Das gilt für Asylbewerber aus sicheren Herkunftsländern wie für Menschen mit Wiedereinreisesperren. Für den Klageweg bleiben zwei Wochen.

Wer abgelehnt wird, wird von dort aus abgeschoben. Es wird keine Zäune geben, aber während dieser Zeit gilt eine „verschärfte Residenzpflicht“ in der Stadt oder im Landkreis, wie es im Papier heißt, das Merkel am Abend vorstellt. Nur wer sich in der Aufnahmeeinrichtung aufhält, erhält Sozialhilfe.

Zugleich vereinbarten die drei Parteichefs, auch den Familiennachzug einzuschränken, allerdings nur für einen kleinen Personenkreis: für Menschen, die subsidiären Schutz genießen. Das sind weder Asylbewerber noch Flüchtlinge mit Bleiberecht. Es sind Menschen, zumeist aus Afrika, die geduldet sind. Bislang durften sie ihre Familien nachholen, bald nicht mehr.

Rückblick: Kanzleramt, achte Etage, kurz nach 15 Uhr. In Merkels Arbeitszimmer setzen sich die Koalitionäre zusammen. Das Treffen war notwendig geworden, weil sich die Koalitionsspitzen am Sonntag nicht einigen konnten. Sie müssen nachsitzen. Die drei fangen nicht bei null an. Ihnen liegen Textbausteine mit mehreren Varianten vor, Kompromisslinien im Streit um Transitzonen (CSU) und Einreisezentren (SPD). Sprachlich ist er gelöst. Es ist von Aufnahmeeinrichtungen die Rede. Es sind: Registrierungszentren. Insgesamt umfasst das Papier neun Punkte, nicht zuletzt Integrationsmaßnahmen. An erster Stelle verweist die Koalition darauf, dass sie einen einheitlichen Ausweis und eine Datenbank für Asylbewerber/Flüchtlinge schaffen will. Dadurch soll eine jederzeitige, sichere, rasche Identifizierung der Flüchtlinge gesichert sein.

Nach ihrer Pressekonferenz trifft sich die Kanzlerin zu einem schon länger verabredeten Gespräch mit den Ministerpräsidenten der Länder. Die Länderchefs hatten den Koalitionsstreit distanziert verfolgt. Sie pochen darauf, dass längst gemachte Zusagen eingehalten werden, insbesondere die Ende September zugesagte Verkürzung der Asylverfahren.

Dem Ziel dient der Beschluss durchaus. Der heikelste Punkt: Die Abschiebung. Der Bund will in Berlin (oder Potsdam) „unter Fortentwicklung der bereits bestehenden Clearingstelle“ eine Organisationseinheit einrichten, die im Kontakt mit den Botschaften der Herkunftsländer steht und Papiere für Personen beschafft, die Deutschland verlassen sollen. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ist zufrieden. „Nur gemeinsam und in enger Kooperation“ könnten Bund und Länder die Herausforderung bewältigen. Der Konsens mache das gemeinsame Handeln möglich.