Berlin.

Die Bundesregierung will den Anbau und Handel von Cannabis zur Schmerztherapie in die Hände einer staatlichen Stelle geben. Das Bundesgesundheitsministerium bestätigte am Sonntag in Berlin, dass der Vorschlag einer „Cannabisagentur“ in einem Referentenentwurf enthalten sei. Die „Welt am Sonntag“ hatte zuvor darüber berichtet. Die Gesamtkoordination soll beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angesiedelt werden.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und die Drogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) haben sich wiederholt dafür ausgesprochen, den Zugang zu Cannabis als Medizin zu erleichtern. „Wir wollen, dass schwer kranke Menschen, denen nur durch Medizinalhanf geholfen werden kann, gut versorgt werden“, hatte Gesundheitsminister Gröhe erklärt. Missbrauch müsse aber wirksam verhindert werden. Deshalb soll der Eigenanbau weiter illegal bleiben.

In Deutschland gelten Cannabisprodukte als illegale Suchtmittel. Besitz, Anbau und Handel sind verboten. Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland – aber auch Basis für Medikamente. Den beiden Hauptwirkstoffen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) wird eine krampflösende und schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben. Cannabis wird auch genutzt, um Übelkeit zu bekämpfen und den Appetit anzuregen.

Befürworter sehen einen großen Nutzen etwa für Menschen mit chronischen Schmerzen, Patienten mit Krebs oder Aids-Kranke. Kritiker weisen unter anderem auf mögliche Nebenwirkungen wie Schwindel und Wahrnehmungsstörungen hin. Andere Länder nutzen Cannabis als Medizin schon längst, darunter sind auch zahlreiche US-Bundesstaaten und Israel.

„Die Cannabisagentur schreibt den voraussichtlichen Bedarf an Medizinalhanf nach den Vorgaben des Vergaberechts aus, vergibt in wettbewerblichen Verfahren Aufträge über die Belieferung mit Medizinalhanf an Anbauer und schließt mit diesen zivilrechtliche Liefer- beziehungsweise Dienstleistungsverträge“, heißt es dem Zeitungsbericht zufolge in dem Entwurf. „Die Cannabisagentur verkauft den Medizinalhanf anschließend insbesondere an Hersteller von Cannabisarzneimitteln, Großhändler und Apotheken.“

Auch den Preis, den Krankenkassen für jedes an Patienten abgegebene Präparat zahlen müssen, soll die Agentur festgelegen. Das einzige in Deutschland zugelassene Medikament auf der Basis von Cannabis ist Sativex. Schwer Kranke dürfen mit einer Ausnahmegenehmigung auch getrocknete Blüten oder Blätter über Apotheken beziehen. Derzeit haben etwa 400 Patienten in Deutschland diese Erlaubnis.