Warschau.

Rechtsruck in Polen: Die nationalkonservative Opposition hat nach einer ersten Prognose die Parlamentswahl gewonnen. Auf die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unter ihrer Spitzenkandidatin Beata Szydlo entfielen 39,1 Prozent der Stimmen, wie das Meinungsforschungsinstitut Ipsos am Sonntagabend mitteilte. „Dieser Sieg ist euer aller Verdienst“, sagte Szydlo vor jubelnden Anhängern. Zweitstärkste Kraft wurde demnach mit 23,4 Prozent der Stimmen die liberalkonservative Bürgerplattform (PO) von Ministerpräsidentin Ewa Kopacz. Die PO hat in den vergangenen acht Jahren die Regierung gestellt

Die 52-jährige Beata Szydlo verkörpert eine neue Generation, einen neuen Stil in der PiS. Als Frau an der Spitze war sie für einige der traditionellen PiS-Wähler auf dem Land und in Kleinstädten des Südens und Ostens noch gewöhnungsbedürftig. Doch mit freundlich-sachlichem Auftreten ist es ihr offenbar gelungen, neue Wählerschichten zu mobilisieren – so wie zuvor schon dem nationalkonservativen Präsidenten Andrzej Duda bei der Präsidentenwahl im Mai. Damals war Szydlo die Kampagnenchefin.

Der nationalkonservative Parteichef Jaroslaw Kaczynski hatte als Regierungschef in den Jahren 2006 bis 2007 wie auch später in der Opposition polarisiert. Auch in der Außenpolitik hatte er vielen vor den Kopf gestoßen.

Szydlo verzichtete darauf, die antideutsche Karte auszuspielen, und gab sich auch sonst deutlich pragmatischer als Kaczynski.