WashingtoN.

Nach der Veröffentlichung von teilweise acht Jahre alten Dokumenten aus dem privatem E-Mail-Postfach von CIA-Chef John Brennan sieht sich die Enthüllungsplattform WikiLeaks in Amerika heftiger Kritik aus ungewohnter Ecke ausgesetzt. „Wo ist die aufklärerische Funktion, die Adressen und Geburtsdaten der Töchter von Brennan und die Social-Security-Nummer seiner Frau zu veröffentlichen?“, fragt Steven Aftergood, Direktor eines Vereins, der sich kritisch mit übersteigerter Geheimniskrämerei der Regierung beschäftigt. „Hier handelt es sich um eine Perversion des Versprechens auf mehr Transparenz.“ Mit der Relevanz früherer WikiLeaks-Veröffentlichungen über verbotene Foltermethoden in Geheimgefängnissen der CIA oder mögliche Kriegsverbrechen im Anti-Terror-Kampf habe das nicht zu tun.

Nach vorläufigen Erkenntnissen hatte sich ein junger Hacker in betrügerischer Absicht als Mitarbeiter des Internetanbieters Verizon ausgegeben, das Passwort von Brennans privatem AOL-Konto geändert und sich so Zugang zu dessen Daten verschafft. Gegenüber der Boulevardzeitung „New York Post“ erklärte der mutmaßliche Täter, er sei Schüler und habe so gegen die US-Außenpolitik im Nahen Osten protestieren wollen. Regierungskreise in Washington relativierten am Donnerstag erwartungsgemäß die angebliche Brisanz der Veröffentlichungen. Mehrere Unterlagen seien bereits öffentlich gewesen. Und an keiner Stelle seien für die nationale Sicherheit wichtige Dinge genannt worden. Dass Brennan früh für Kooperation statt Konfrontation mit dem Iran warb, wie ein E-Mail-Wechsel belegt, sei auch bekannt gewesen. Außerdem stamme alles aus einer Zeit, 2007 bis 2009, in der Brennan vor seinem Posten als Sicherheitsberater von Präsident Obama stand. CIA-Chef wurde er erst 2013.

Zu den Enthüllungen gehört unter anderem der obligatorische Antrag auf Sicherheitsüberprüfung (SF-86), den auch Brennan stellen musste. Darin sind auf 47 Seiten detaillierte Informationen enthalten, mit denen Kriminelle dem „Opfer“ wirtschaftlichen Schaden zufügen könnten, so das Justizministerium. 20 Millionen dieser Unterlagen von US-Regierungsmitarbeitern wurden kürzlich von chinesischen Hackern erbeutet, behauptet das FBI. Brennan hat das besagte AOL-E-Mail-Konto inzwischen gelöscht. WikiLeaks kündigte für die nächsten Tage weitere Enthüllungen aus Brennans Dunstkreis an.