Jerusalem.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat Israelis und Palästinenser am Dienstag zu einem Ende der Gewalt und einer Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen aufgerufen. „Wir müssen verhindern, dass die Lage weiter eskaliert“, sagte Ban bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Jerusalem. Bans Überraschungsbesuch in der Konfliktregion war überschattet von neuen blutigen Zwischenfällen mit insgesamt vier Toten. „Der einzige Weg, diesen Konflikt zu beenden, sind echte Friedensgespräche“, sagte Ban. „Es kann ohne neue Hoffnung keine Deeskalation geben.“

Einen Tag vor einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin äußerte Netanjahu harte Kritik an dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas. Er glorifiziere den Terror und habe keinen von rund 30 Anschlägen von Palästinensern auf Israelis seit Monatsbeginn verurteilt. „Es ist an der Zeit, die Wahrheit über den palästinensischen Terror zu sagen - es geht nicht um Siedlungen oder den Friedensprozess, sondern darum, den Staat Israel zu zerstören“, sagte Netanjahu. Als ein Auslöser der jüngsten Gewaltwelle gelten Streitigkeiten um den Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt, die Israel 1967 erobert und später annektiert hatte.

US-Außenminister John Kerry schraubte vor seiner Reise nach Europa und Nahost die Erwartungen für Erfolge im Nahen Osten zurück. „Wir müssen zu den Grundlagen zurück, was die Erwartungen hinsichtlich des Tempelbergs angeht“, sagte Kerry am Dienstag in Washington. Auf seiner am Mittwoch beginnenden Reise will sich Kerry unter anderem mit Netanjahu und Abbas treffen.

Bei neuen Konfrontationen im südlichen Westjordanland verletzte ein Palästinenser am Dienstag einen israelischen Offizier mit einem Messer. Der Angreifer sei von anderen Sicherheitskräften erschossen worden, so der israelische Rundfunk. Bei einem anderen Zwischenfall ist am Dienstag ein Israeli überfahren worden. Der Mann habe sein Auto verlassen, nachdem es von einer palästinensischen Menge mit Steinen beworfen worden sei. Kurz danach habe ihn ein Palästinenser überfahren, so eine Armeesprecherin.

Seit Monatsbeginn sind bei der Gewaltwelle in Nahost acht Israelis, ein Afrikaner und 45 Palästinenser getötet worden. Mehr als die Hälfte der Palästinenser wurde bei ihren Anschlägen von israelischen Sicherheitskräften oder Zivilisten erschossen, der Rest kam bei anderen Auseinandersetzungen ums Leben.