Dorasan.

Bundespräsident Joachim Gauck hat sich 70 Jahre nach der Teilung über die Lage an der südkoreanischen Grenze zum kommunistisch regierten Nordkorea informiert. Gauck ließ sich gestern vom Leiter der Schweizer Delegation der Neutralen Überwachungskommission für den Waffenstillstand, Generalmajor Urs Gerber, die letzte Grenze des Kalten Krieges zeigen.

Am 38. Breitengrad stehen sich nach wie vor mehrere Hunderttausend Soldaten gegenüber. Auf dem Gebiet des Grenzdorfs Panmunjom, wo 1953 die Waffenstillstandsvereinbarung unterzeichnet wurde, besichtigte Gauck die „Blauen Baracken“. Mitten durch die Häuser verläuft die Waffenstillstandslinie – faktisch die Grenze. Für einige Minuten stand der Präsident sogar auf nordkoreanischem Boden: In einer der drei Baracken wurde ihm der Grenzverlauf direkt unter dem Tisch vor seinen Füßen geschildert. Zwei kräftige südkoreanische Soldaten mit Sonnenbrillen und schwarzem Stahlhelm passten auf, dass niemand der Besucher aus der hinteren Tür versehentlich direkt nach Nordkorea hinausgeht.

„Ich war nicht nur mit einem Bein in Nordkorea, sondern die Situation war so, dass ich mit meinem ganzen Körper dort war,“ sagte Gauck später. Aber er sei nicht in Gefahr gewesen, schmunzelte er. Zuvor hatte Gauck am Bahnhof Dorasan, der Endstation der von der Hauptstadt Seoul kommenden Zugtrasse, eine Vereinigungsausstellung mit Exponaten und Schaubildern aus der deutschen und der koreanischen Teilung eröffnet. Gezeigt wird auch ein Stück der Berliner Mauer. Gauck sagte, er spüre auf dem Bahnhof „den Geist der Hoffnung“. Deutschlands Erfahrungen mit der Einheit liefern den Koreanern wertvolles Anschauungsmaterial, machte er den Südkoreanern Mut.