Jerusalem. Eine Welle der Gewalt erschüttert Nahost: Blutigster Tag der Unruhen

Israel wird von neuer Gewalt erschüttert: Bei zwei Terrorattacken in Jerusalem sind drei Israelis und ein palästinensischer Angreifer getötet worden. Mehr als 20 weitere Menschen wurden verletzt, davon sechs schwer, wie israelische Medien am Dienstag berichteten. Es war der bisher blutigste Tag während der seit knapp zwei Wochen anhaltenden neuen Gewaltwelle in Israel.

Zwei Palästinenser brachten im Stadtteil Talpiot einen städtischen Autobus in ihre Gewalt. Sie versperrten die Türen und griffen die Fahrgäste mit Schuss- und Stichwaffen an. Zwei Passagiere starben, sieben weitere erlitten Verletzungen. Schließlich stoppte ein privater Sicherheitsmann den Bus. Er erschoss einen Attentäter und setzte den zweiten mit Schüssen außer Gefecht.

Fast zur gleichen Zeit raste im jüdisch-orthodoxen Stadtviertel Geula ein Palästinenser mit seinem Wagen in eine Gruppe Menschen, die an einer Bushaltestelle wartete. Ein Israeli wurde getötet, ein weiterer schwer verletzt. Der Angreifer stieg aus und stach mit einem Messer auf seine Opfer ein. Er wurde am Ende mit Schüssen verletzt und festgenommen. Die radikalislamische Hamas-Bewegung im Gazastreifen begrüßte die Anschläge. „Wir preisen diese heroischen Operationen in Jerusalem und grüßen die Helden, die sie ausführten“, erklärte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri am Dienstag in Gaza.

Am selben Vormittag kam es in Ra’anana bei Tel Aviv zu zwei separaten Messerangriffen von Palästinensern. Jeweils ein Mann und eine Frau erlitten Verletzungen. Die Attentäter wurden in beiden Fällen festgenommen.

In Kiriat Ata bei Haifa verletzte ein extremistischer Israeli einen anderen Israeli mit Messerstichen. Der Attentäter hatte sein Opfer irrtümlich für einen Palästinenser gehalten. Seit Anfang Oktober wurden sieben Israelis und 28 Palästinenser getötet.

Angesichts der stärksten Unruhen seit Jahren hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für den Nachmittag sein Sicherheitskabinett einberufen. Es wird diskutiert, ob die palästinensischen Gebiete in Ostjerusalem abgesperrt werden sollen. Von dort kamen nach Erkenntnissen der Sicherheitskräfte viele der Angreifer der vergangenen Wochen. Anders als Palästinenser aus dem Westjordanland können Palästinenser aus Ostjerusalem ohne Einschränkung durch Israel reisen.