Hamburg. Vor allem Dank der guten Konjunktur werden die Altersbezüge 2016 um vier bis fünf Prozent steigen, sagen die Experten von Regierung und Versicherung

Es ist eine gute Nachricht für 20 Millionen Rentner: Die Renten werden im kommenden Jahr um vier bis fünf Prozent steigen – einen solchen Zuwachs erlebten die Ruheständler seit über 20 Jahren nicht mehr. Für die Jahre ab 2017 zeichnen sich nach Informationen des Abendblatts allerdings wieder deutlich geringere Anhebungen ab. Die satte Erhöhung für 2016 war bereits im vergangenen Jahr prognostiziert worden, mit näher rückendem Termin werden die Zahlen jetzt präziser: Experten der Deutschen Rentenversicherung und des Bundesarbeitsministeriums gehen aktuell davon aus, dass die Altersbezüge zum 1. Juli 2016 in Westdeutschland um 4,35 Prozent, im Osten sogar um 5,03 Prozent steigen werden. Ein Ruheständler mit 1000 Euro Rente könnte sich im Westen auf ein Plus von 43,50 Euro monatlich freuen, in Ostdeutschland hätte er 50,30 Euro mehr im Portemonnaie.

Das Sozialministerium betont, die Angaben beruhten bislang noch auf Schätzungen, die genaue Anhebung stehe erst im kommenden Frühjahr fest. Mit großen Überraschungen aber ist nicht zu rechnen, denn die Rahmenbedingungen sind klar: Grund für den Geldsegen ist zum einen die gute Konjunktur und der hohe Stand sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung – die Renten folgen grundsätzlich der Entwicklung der Löhne. „Wenn mehr Menschen in Arbeit kommen und die Löhne steigen, haben daran auch die Rentner ihren Anteil“, ließ Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) erklären.

Hinzu kommt ein Ausgleich für Einbußen im laufenden Jahr: 2015 sind die Renten wegen einer statistischen Korrektur um einen Prozentpunkt geringer gestiegen als eigentlich vorgeschrieben. Die Bundesagentur für Arbeit hatte in ihre Beschäftigtenstatistik verstärkt Gruppen aus dem Niedriglohnbereich aufgenommen, wie es dem internationalen Standard entspricht. Die Änderung wirkte als Einmaleffekt dämpfend auf die Berechnung der Lohnentwicklung, die wiederum mitentscheidend ist für die Rentenentwicklung. Dieser Effekt wird nun 2016 „eins zu eins“ durch ein extra Plus wieder ausgeglichen.

Positiv wirkt sich schließlich auch die Beitragssatzsenkung in der Rentenversicherung Anfang des Jahres auf 18,7 Prozent aus: Durch die komplizierte Rentenformel führt allein dies zu einem Plus der Altersbezüge um 0,3 Prozent. Union-Sozialexperte Karl Schiewerling sagte mit Blick auf die höhere Anhebung in Ostdeutschland: „Der Osten holt auf, die Rentenangleichung schreitet voran.“

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, betonte allerdings im Gespräch mit dem Abendblatt, der guten Entwicklung 2016 stünden „magere Rentenerhöhungen“ der letzten Jahre gegenüber. Seit 2004 mussten die Senioren vier Nullrunden verkraften, die Renten stiegen langsamer als die Löhne.

Bis 2013 bremste vor allem der Riesterfaktor, mit dem die Belastung der Versicherten durch private Altersvorsorge auf die Rentner übertragen wurde. Mascher beklagte auch, das Rentenniveau sinke seit zehn Jahren, Neurentner bekämen immer geringere Beträge ausgezahlt.

Ähnlich äußerten sich Grüne und Linke im Bundestag: „Das Rentenplus darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass ohne Korrekturen entbehrungsreiche Zeiten bevorstehen“, sagte Grünen-Rentenexperte Markus Kurth. Schon 2017 ist es mit dem satten Zuwachs wohl vorbei. Nach vorläufigen Zahlen der Regierung steigen die gesetzlichen Altersbezüge 2017 und 2018 um jeweils rund 2,4 Prozent.