Kundus .

Die radikalislamischen Taliban reagieren auf die Gegenoffensive der afghanischen Sicherheitskräfte in Kundus mit einer neuen Taktik: Statt Soldaten und Polizisten in direkte Feuergefechte zu verwickeln, verlegen sich die Islamisten nach Angaben der Behörden zunehmend auf blitzartige Überfälle. Sie fahren mit Motorrädern an Kontrollposten vor, geben Schüsse auf die Sicherheitskräfte ab und tauchen dann sofort wieder in Wohnvierteln unter. „Das ist ein neues Vorgehen der Taliban“, sagte der kommissarische Gouverneur Hamdullah Danischi am Dienstag. „Sie wollen für Angst unter den Anwohnern sorgen, damit sie nicht zum Alltag zurückkehren können.“

Die Taliban hatten die Kontrolle über Kundus vor etwas mehr als einer Woche für kurze Zeit übernommen. Seitdem versuchen die afghanischen Sicherheitskräfte mit Unterstützung der US-Luftwaffe, die Islamisten aus der Provinzhauptstadt zu vertreiben. Dabei war auch ein Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen bombardiert und zerstört worden. Am Dienstag bezeichnete der Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, General John Campbell, die Bombardierung als „Fehler“. Nach Angaben der Vereinten Nationen verließen mittlerweile nicht nur Ärzte ohne Grenzen, sondern auch alle anderen Hilfsorganisationen Kundus. Die Gewalt habe den Helfern keine andere Wahl gelassen, erklärte ein Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) am Dienstag in Genf.