Berlin.

Elf Flüchtlinge und drei Polizisten wurden bei einer Massenschlägerei in einer Flüchtlingsnotunterkunft im nordhessischen Kassel-Calden verletzt. 300 Albaner sowie 70 Pakistaner und andere schlugen unter anderem mit Stöcken aufeinander ein und versprühten Reizgas. Es ist nicht der erste Fall.

Die Bundesregierung zeigt sich über die zunehmenden Auseinandersetzungen innerhalb von Flüchtlingsunterkünften alarmiert. „Wir beobachten das mit erheblicher Sorge, dass es Gewalttätigkeiten gibt“, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Tobias Plate, am Montag in Berlin. Zugleich betonte Plate, das Bundesinnenministerium wolle sich nicht dazu äußern, wer in den Einrichtungen mit wem untergebracht werden könne. Derlei Detailfragen lägen in der Zuständigkeit der Länder, der Bund mische sich hier nicht ein. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte sich zuletzt sogar dafür ausgesprochen, Flüchtlinge nach ihrer Religion getrennt unterzubringen. Ausgangspunkt sind aber auch oft Streitereien um eher banale Ereignisse wie etwa ein Vordrängeln in Warteschlangen. Viele sind froh, in Ruhe schlafen zu können und in Frieden zu leben. Bei anderen steigt jedoch der Frust – auch weil sie wenig Chancen sehen, Asyl in Deutschland zu bekommen.

Gewalt in Flüchtlingsheimen ist nicht neu. So kam es etwa in einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Karlshorst schon Mitte August zu einem gewalttätigen Streit unter Asylsuchenden. Drei Männer waren mit einem 21-Jährigen in Streit geraten, der dann laut Polizei von einem 35-Jährigen geschlagen und gewürgt wurde, während die beiden anderen Männer das Opfer festhielten. Zwei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes trennten die Männer. Besonders in der zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge an der Turmstraße im Stadtteil Berlin-Moabit ist es mehrfach zu Konflikten gekommen. So hatten erst Mittwoch vergangene Woche etwa 100 wartende Asylbewerber aufgebracht eine Umzäunung überstiegen, nachdem sie von einem Streit zwischen einer Flüchtlingsfamilie und einem Mitarbeiter erfahren hatten. Die Flüchtlinge wollten das Gebäude gewaltsam stürmen und mussten von der mit Polizei mit Pfefferspray daran gehindert werden.

In Hamburg gilt unter anderem die Unterkunft für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge im Stadtteil Bergedorf als Ort der Gewalt. In den vergangenen vier Wochen musste die Polizei fünfmal wegen Massenschlägereien dorthin ausrücken. Rund 160 Jugendliche leben dort auf engstem Raum, die Anlässe für eine Eskalation sind meist banal und nichtig. So kochte Mitte September die Stimmung hoch, weil Bewohnern die Musik einer anderen Gruppe nicht passte. Vier besonders auffällige Jugendliche mussten nach den Gewaltausbrüchen die Einrichtung verlassen und kamen in eine Unterkunft für hochkriminelle junge Flüchtlinge in Hammerbrook.