Berlin.

Bundespräsident Joachim Gauck sieht 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung keine großen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen. Es gebe innerhalb Ostdeutschlands wahrscheinlich weit mehr Unterschiede als zwischen Ost und West. „Insofern gibt es ,den Ossi‘ genauso wenig wie ,den Wessi‘“, sagte Gauck der Zeitschrift „Super Illu“.

Viele Ostdeutsche seien seit der Wiedervereinigung freie, selbstbewusste Bürger geworden, die sich in Wirtschaft und Politik, beruflich und gesellschaftlich engagierten. „Es gibt aber nicht wenige, die unzufriedene Untertanen blieben, die mit den Möglichkeiten der Demokratie immer noch fremdeln und bis heute kein Vertrauen in die eigenen Mitwirkungsmöglichkeiten entwickelt haben. Haltungen, die in einer von oben durchherrschten Gesellschaft wie der DDR gewachsen sind, leben leider weit länger als die Diktatur selbst“, sagte Gauck auf die Frage, wie er sich die geringere Wahlbeteiligung und vermehrte rechte Gewalt im Osten Deutschlands erkläre. „Wir sollten aber nicht vergessen, dass es auch im Westen Deutschlands, nach vielen Jahrzehnten Demokratie, Menschen gibt, die Fremdenfeinde sind und Flüchtlingsheime anzünden.“