Berlin.

Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, rechte Pöbeleien gegen Asylbewerber, Gewalt gegen Flüchtlingshelfer: Am Wochenende ist es in ganz Deutschland erneut zu ausländerfeindlichen Attacken gekommen. Im baden-württembergischen Wertheim und im Landkreis Rostock brannte es in zwei geplanten Asylbewerberunterkünften. Im sächsischen Bischofswerda kam es an drei Abenden hintereinander zu rechten Krawallen. Im brandenburgischen Neuhardenberg wurden Autos angezündet – sie sollen Mitgliedern der örtlichen Flüchtlingsinitiative gehören. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) reagierte mit Besorgnis auf die Übergriffe: „Jeder Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim ist ein Anschlag auf uns alle, ein Anschlag auf unsere Gesellschaft.“

Der anhaltende Zustrom der Flüchtlinge nach Deutschland setzt Politik und Behörden weiterhin unter Druck: Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) bekräftigte am Sonntag ihre Sorge vor wachsenden Arbeitslosenzahlen, Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) plant nach einem Bericht des „Spiegels“ ein Sparpaket in Höhe von 2,5 Milliarden Euro, um die Flüchtlingshilfe zu finanzieren. Die SPD warnt, es könnte der Eindruck entstehen, dass Flüchtlinge und Bürger gegeneinander ausgespielt würden.

In der Frage, wie die Flüchtlingsströme zu bewältigen sind, herrscht Uneinigkeit in der Koalition: Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) übte am Sonntag Kritik an CDU-Innenminister Thomas de Maizière und dessen Vorschlag, die EU solle feste Kontingente für Flüchtlinge einführen – und bei deren Ausschöpfung Menschen in ihre Heimat zurückschicken. „Ich habe es nicht verstanden, weil es ja das Gegenteil dessen ist, was die Kanzlerin zu Recht gesagt hat. Nämlich: Wer in Deutschland ankommt und Asyl beantragt, der braucht ein faires Verfahren“, sagte Gabriel. Am Dienstag wollen die EU-Innenminister erneut über die Verteilung der Flüchtlinge beraten. Am Mittwoch treffen sich die Staats- und Regierungschefs zum Sondergipfel.

Wie inzwischen bestätigt wurde, ermittelt das Bundeskriminalamt (BKA) gegen einen terrorverdächtigen Asylbewerber aus Syrien in Brandenburg. Anhaltspunkte für eine systematische Einschleusung von Terroristen im Flüchtlingsstrom sieht das BKA laut Medienberichten aber nicht.