Berlin.

Der verheerende Angriff der ägyptischen Streitkräfte auf eine mexikanische Touristengruppe am vergangenen Sonntag hat nach Angaben einer Überlebenden rund drei Stunden gedauert. „Wir wurden etwa fünfmal bombardiert, immer aus der Luft“, sagte Susana Calderón nach einem Bericht der mexikanischen Tageszeitung „El Universal". Die Zeugin verlor bei dem Angriff ihren Mann. Insgesamt wurden bei der Attacke zwölf Touristen getötet, darunter acht Mexikaner.

Das ägyptische Militär hatte bei der Verfolgung von islamistischen Kämpfern in der westlichen Wüste versehentlich den Konvoi von mexikanischen Touristen und ihren ägyptischen Begleitern aus der Luft beschossen. Die Reisegruppe war gerade bei einem Picknick in der Nähe der Oase Farafra. Nach Darstellung der ägyptischen Behörden befanden sich die Touristen zum Zeitpunkt des Angriffs in einer verbotenen Zone.

„El Universal“ veröffentlichte nun eine dramatische Schilderung des irrtümlichen Angriffs. „Es gab keinen Ort, an dem man sich verstecken konnte, keinen Ort, an den man fliehen konnte“, sagte Susana Calderón der Zeitung.

Das kinderlose Paar aus der zentralmexikanischen Stadt Guadalajara war 20 Jahre lang verheiratet. Die Tour in Ägypten sollte der Beginn der „Reise unseres Lebens“ sein, betonte Calderón. „Wir wollten als Paar nach Paris fahren, wo wir eine Europa-Reise starten wollten.“ Ihr Mann starb kurz nach dem Angriff. „Ich habe meinen Mann gesehen, als sie mich auf die Trage gelegt haben, um mich ins Krankenhaus zu bringen“, erklärte die Mexikanerin, die bisher in einer Klinik in einem Vorort von Kairo lag. „Ich habe ihn sagen hören, dass er mich liebt, ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe. Und dann kam nichts mehr von ihm.“

Calderón musste nach eigenen Angaben in Kairo zweimal operiert werden. In Mexiko würden noch einmal drei weitere Eingriffe nötig, sagte sie gegenüber Journalisten.

Susana Calderón wies die Darstellung des ägyptischen Militärs zurück, sie hätten sich an einem verbotenen Ort aufgehalten. Auf der Reise hätten ägyptische Beamte zweimal ihre Papiere kontrolliert. Danach hätte die Gruppe passieren dürfen. Der Verband der ägyptischen Reiseführer bestätigte die Darstellung der Mexikanerin. Die Touristen hätten nicht nur gültige Papiere gehabt, sondern seien auch von Polizisten begleitet worden.

Der stellvertretende mexikanische Außenminister Carlos de Icaza übergab dem ägyptischen Botschafter am Donnerstag eine diplomatische Note. Darin wird die „vollständige Reparation und Entschädigung“ für die Angehörigen der Opfer und die Verletzten gefordert. Es handele sich um „unschuldige Zivilisten und ihre Familien“, hieß es darin.

Mexikos Außenministerin fordert umfassende Untersuchung

Mexikos Außenministerin Claudia Ruiz Massieu war am Dienstag nach Kairo geflogen, um Aufklärung zu verlangen. Auf der Rückreise nahm sie die insgesamt sechs verletzten Mexikaner – fünf Frauen und ein Mann – in ihrer Regierungsmaschine mit. „Wie gut, dass ihr nach Hause kommt. Mexiko erwartet euch“, schrieb Präsident Enrique Peña Nieto auf Twitter. In einem Gespräch mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi hatte die Ministerin am Donnerstag eine „transparente, umfassende und schnelle“ Untersuchung gefordert, hieß es in dem Bericht von „El Universal“.

Der ägyptische Außenminister Sameh Schukri hatte dies zugesagt. Ein paar Stunden später verbot jedoch die ägyptische Generalstaatsanwaltschaft unter Strafandrohung allen Medien, Informationen über den Vorfall zu veröffentlichen. Weder die ägyptischen noch die mexikanische Behörden haben bislang Daten über die Untersuchungen der Hintergründe des Wüstenangriffs veröffentlicht. Die Leichen der Todesopfer sollen nach Mexiko überführt werden, sobald sie in Ägypten freigegeben werden, hieß es in Diplomatenkreisen.