PekinG.

Nordkoreas Atomwaffen-Programm läuft wieder auf Hochtouren. Das Land habe alle Anlagen für die Atomwaffen-Produktion in der Nu­klearanlage Yongbyon modernisiert und in Betrieb genommen, teilte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag mit. Zu dem Atomkomplex gehörten auch der Fünf-Megawatt-Reaktor, eine Wiederaufarbeitungsanlage und eine weitere Anlage zur Anreicherung von Uran, aus dem waffenfähiges Plutonium hergestellt werden kann. In dem Bericht wird der Leiter der Anlage zitiert, der davon sprach, „kontinuierlich die Qualität und Quantität der nuklearen Abschreckung Nordkoreas“ verbessert zu haben. Sein Land sei bereit, „Feindseligkeiten der USA jederzeit mit Nuklearwaffen zu begegnen“.

Wenige Stunden zuvor hatte die Nachrichtenagentur bereits gemeldet, dass der Bau eines neuen Satelliten kurz vor der Fertigstellung sei. Damit wollte die Regierung offenbar andeuten, dass ein weiterer Abschuss einer Langstrecken-Rakete unmittelbar bevorstehe. Experten in Südkorea befürchten, dass dies am 10. Oktober passieren könnte. An dem Tag begeht das Regime den 70. Jahrestag der Gründung der herrschenden Arbeiterpartei.

Südkoreas Regierung zeigte sich alarmiert. Das Verteidigungsministerium in Seoul warnte vor einer „ernstzunehmenden militärischen Bedrohung“. Die USA verurteilten das Vorgehen als eine „klare Verletzung der UN-Resolutionen“. Die UN verbietet Nord­-korea seit 2006 jegliche Nutzung ballistischer Raketentechnologie. Nordkorea hat in den vergangenen Jahren allerdings bereits zweimal Raketen ins All geschossen – eine zerschellte kurz nach dem Start, die andere gelangte erfolgreich ins All.

Die Atomanlagen in Yongbyon standen jahrelang still. Und auch jetzt gibt es Zweifel, ob die Anlagen wirklich wieder in Betrieb sind. Viele der Geräte sind alt. China und Russland, einst Verbündete von Nordkorea, tragen die UN-Sanktionen mit. Von ihnen kam in den vergangenen Jahren keine technische Unterstützung mehr.

Nachdem Nordkorea im Oktober 2006 unterirdisch drei Atombomben getestet hatte, verhängte der UN-Sicherheitsrat Sanktionen gegen das wirtschaftlich verarmte Land. Die Sanktionen wirkten: Der damalige Diktator Kim Jong-il, der Vater des jetzigen Machthabers Kim Jong-un, versprach 2007 die Schließung von Yongbyon. Im Gegenzug erhielt er Wirt-schaftshilfe. Doch seitdem der junge Kim Yong-un die Macht übernommen hat, verfolgt das Regime wieder offensiv das Ziel der atomaren Bewaffnung.