Athen.

In Griechenland wächst die Sorge vor einer Verschärfung der Flüchtlingskrise, nachdem immer mehr europäische Staaten ihre Grenzen schließen. 2015 sind geschätzt mehr als 200.000 Flüchtlinge in Griechenland angekommen, die meisten in Booten übers Meer aus der benachbarten Türkei, die meisten Flüchtlinge stammen aus Syrien.

Auf griechischen Inseln wie Kos und Lesbos herrschten in den vergangenen Wochen chaotische Zustände, weil die Behörden mit der Versorgung und Registrierung der Ankömmlinge völlig überfordert waren. Weil Zehntausende Flüchtlinge über Mazedonien, Serbien und Ungarn nach Österreich und Deutschland weiterzogen, entspannte sich die Lage auf den Inseln etwas. Doch jetzt hat Ungarn die Grenze geschlossen. Serbien will rund 12.000 Flüchtlinge, die im Land festsitzen, nach Griechenland zurückschicken. Zugleich drängen immer mehr Flüchtlinge von den griechischen Inseln nach. Dort treffen jeden Tag Hunderte Menschen neu aus der Türkei ein. Sie werden mit Fährschiffen aufs griechische Festland gebracht und dann sich selbst überlassen. Bisher beantragte fast keiner Asyl in Griechenland, weil die Flüchtlinge weiter nach Westeuropa wollen. Wird ihnen nun die Reise versperrt, könnte auf die ohnehin überforderten griechischen Behörden eine Welle von Asylanträgen zukommen. Die Regierung hat zwei neue Aufnahmelager in Athen und Thessaloniki angekündigt. Noch ist das dafür nötige EU-Geld aber nicht überwiesen.

Bei dem Versuch, von der türkischen Küste über die Ägäis nach Griechenland zu gelangen, sind am Dienstag mindestens 22 Menschen ertrunken, darunter vier Kinder. Das etwa 20 Meter lange Ausflugsschiff, das Schlepper für die Überfahrt organisiert hatten, kenterte am frühen Morgen auf der Überfahrt nach Kos in türkischen Hoheitsgewässern. Fünf Patrouillenboote der türkischen Küstenwache konnten 211 Flüchtlinge lebend retten.