Berlin.

Der türkische Botschafter in Deutschland hat an die internationale Gemeinschaft appelliert, bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise mehr zusammenzuarbeiten. „Ebenso wie Deutschland rufen auch wir zu einer gerechten Lastenverteilung auf“, sagte H. Avni Karslıoğlu dieser Zeitung. Er bedankte sich für „Deutschlands Initiativrolle innerhalb der EU“. Die Türkei und Deutschland hätten in der Flüchtlingsfrage eine führende Stellung inne.

Seit 2011 sei die Türkei aufgrund der instabilen Lage in Syrien und im Irak einer „bedeutenden Einwanderungswelle“ ausgesetzt, erklärte Karslıoğlu. Sein Land beherberge derzeit rund zwei Millionen Menschen. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Uno (UNHCR) hat die Türkei weltweit die meisten Migranten aufgenommen. Allein für die Syrer habe die Regierung in Ankara bislang rund fünf Milliarden Euro ausgegeben, betonte der türkische Botschafter. Für mehr als 80.000 Kinder seien 3000 Lehrer mit Arabisch als Muttersprache eingestellt worden. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2015 hätten türkische Rettungseinheiten in der Ägäis rund 45.000 Menschen vor dem Ertrinken bewahrt.

Insbesondere in den Grenzgebieten habe die Zahl der Flüchtlinge, denen vorübergehend Schutz gewährt werde, die der einheimischen Bevölkerung überschritten. „Trotz der schwerwiegenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieser Situation sind – abgesehen von einigen Einzelfällen – keine fremdenfeindlichen Tendenzen zu erkennen“, sagte Karslıoğlu.