Budapest/Wien.

Ungarn erwägt, wegen des Andrangs von Flüchtlingen den Krisenfall auszurufen und die Grenze zu Serbien stärker abzusperren. Österreich stellte den Zugverkehr mit Ungarn am Donnerstag wegen Überlastung bis auf Weiteres ein. Trotzdem drängten am Budapester Ostbahnhof Hunderte weitere Flüchtlinge in die Züge Richtung Westgrenze. „Die aus Ungarn kommenden Züge sind so dermaßen überfüllt, dass wir sie auf keinen Fall weiterfahren lassen können“, sagte ein Sprecher der österreichischen Bahn. Sollten noch mehr Menschen aus Ungarn auf den Bahnhöfen ankommen, könne die ohnehin angespannte Situation kippen.

Am kommenden Dienstag will die Regierung in Budapest über die Ausrufung des Krisenfalls entscheiden, sagte Janos Lazar, Kanzleichef des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Am selben Tag tritt auch ein neues Gesetz in Kraft, wonach illegaler Grenzübertritt in Ungarn als Straftat gilt. Bislang ist er eine Ordnungswidrigkeit. Zudem soll auch die Eisenbahn-Zufahrt aus dem Nachbarland Serbien gesperrt werden. Diese Stelle am Grenzübergang Röszke ist der einzige Ort, der von keinem Grenzzaun versperrt wird. Sie wird von vielen Flüchtlingen als Durchgang genutzt.

Mindestens 1000 Menschen passierten nach Polizeiangaben am Donnerstag zu Fuß die ungarisch-österreichische Grenze. In der Nähe des Wiener Westbahnhofs wurde unter anderem ein Aufnahmelager mit 600 Betten eingerichtet. Weitere Flüchtlingsquartiere werden geprüft, unter anderem in Zelten und in Kasernen. Trotz der Einstellung des Zugverkehrs hofften mehrere Hundert geflüchtete Menschen im Budapester Ostbahnhof auf eine Ausreisemöglichkeit. Familien mit kleinen Kindern drängten sich vor den Bahnsteigen.

Unterdessen wurde in Potsdam ein 14 Jahre alter Syrer von drei Jugendlichen angegriffen und verprügelt. Wie die Polizei in der Landeshauptstadt mitteilte, war der Flüchtlingsjunge am Mittwochabend im Potsdamer Stadtgebiet unterwegs, als er von den drei nach seiner Herkunft gefragt wurde. Als er erklärte, er sei Araber, wurde er rassistisch beleidigt. In Erfurt bedankten sich etwa 30 syrische Flüchtlinge mit Blumen und kleinen Karten für ihre Aufnahme in Deutschland. In der Innenstadt verteilten sie Rosen an Passanten.