Ankara .

Der Kurdenkonflikt in der Türkei weitet sich aus. Kampfflugzeuge der türkischen Streitkräfte griffen am Dienstag mutmaßliche Stellungen der kurdischen Rebellenorganisation PKK im Nordirak an. Zugleich stießen türkische Bodentruppen erstmals seit 2011 in das Nachbarland vor. Es handele sich um einen „befristeten Einsatz“ gegen Rebellen der PKK, so ein Regierungsvertreter in Ankara.

Die Türkei reagierte mit der Militäraktion auf mehrere schwere Anschläge der Kurdenguerilla, bei denen in den vergangenen drei Tagen etwa 30 Menschen ums Leben kamen. Am Dienstagmorgen töteten kurdische Rebellen an der Grenze zu Armenien mindestens 14 Polizisten. Auf einer Überlandstraße nahe der Ortschaft Hasanköy zündeten die Attentäter einen versteckten Sprengsatz, als ein Polizeibus vorbeifuhr. Bereits am Sonntag zuvor hatte die PKK bei einem Attentat in der Südostprovinz Daglica 16 Soldaten getötet. Es war der folgenschwerste PKK-Angriff seit 22 Jahren. Im Mai 1993 hatten kurdische Rebellen 33 unbewaffnete Soldaten getötet. Bei den massiven Luftangriffen auf die PKK im Nordirak setzten die Streitkräfte nach inoffiziellen Berichten mehr als 50 Kampfjets der Typen F-4 und F-16 ein. Staatliche Medien meldeten den Tod von 40 Rebellen. In anderen Berichten war von bis zu 100 Toten die Rede.

Im Kurdenkonflikt sind seit 1984, als die PKK den bewaffneten Kampf aufnahm, mehr als 45.000 Menschen ums Leben gekommen. Die Hoffnung auf eine politische Lösung hatte sich im Sommer zerschlagen, als die Regierung Friedensverhandlungen mit der PKK für gescheitert erklärte. Nun fürchten viele Türken eine Rückkehr zu den 90er-Jahren, als der Kurdenkonflikt in der Südosttürkei bürgerkriegsähnliche Dimensionen annahm.