Hamburg .

Franz Josef Strauß, Ministerpräsident von Bayern und zuvor Bundesverteidigungs- und Bundesfinanzminister, war nach „Spiegel“-Informationen korrupt. Der CSU-Politiker habe sich mittels einer Brief- kastenfirma jahrelang schmieren lassen, schreibt das Hamburger Nachrichtenmagazin in seiner aktuellen Ausgabe. Beweisen sollen diesen Vorwurf bislang unbekannte Akten des Eureco Büros für Wirtschaftsberatung GmbH und Co. KG, die der Politikwissenschaftler Peter Siebenmorgen bei der Suche nach Material für seine Strauß-Biografie entdeckt habe. Gegründet wurde das Büro 1964 von Strauß, seiner Frau Marianne und dem Rechtsanwalt Reinhold Kreile, heißt es weiter. Kreile habe mit einer Treuhand-Konstruktion ermöglicht, dass Strauß’ Name dabei nicht auftauchte.

Die Liste der Unternehmen, die Strauß über dieses Büro Geld zukommen ließen, reicht laut „Spiegel“ von BMW und Bertelsmann über Daimler-Benz und Dornier bis hin zu Firmen aus dem Flick-Imperium und der Taurus-Film GmbH des Medien-Unternehmers Leo Kirch. So seien allein von 1964 bis 1968 insgesamt 490.892 Mark zusammengekommen. Zum Vergleich: Ein Bundesminister verdiente damals jährlich etwa 90.000 Mark. Konkrete Gegenleistungen habe es für diese Summen nicht gegeben, in den Verträgen war vorwiegend von volks- und betriebswirtschaftlichen Beratungen die Rede.

Den Beteiligten sei klar gewesen, dass sie sich auf dünnem Eis bewegten, heißt es weiter. „Über die praktische Tätigkeit der Gesellschaft verständigen wir uns am besten mündlich“, zitiert der „Spiegel“ aus einem Schreiben Kreiles an Strauß. Strauß war von 1961 bis zu seinem Tod Vorsitzender der CSU. 1978 wurde er zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt. 1980 verlor er die Bundestagswahl als Kanzlerkandidat der Union gegen den SPD-Amtsinhaber Helmut Schmidt.